Am 3. Januar dieses Jahres hat sich in den USA der 119. Kongress konstituiert. Dieser ist die Legislative der Vereinigten Staaten von Amerika und hat seinen Sitz im rund 200 Jahre alten Kapitol in Washington. Der erste Kongress wurde bereits etwas früher am 4. März 1789 mit Inkrafttreten der US-Verfassung gegründet und besteht aus den beiden Kammern Senat und Repräsentantenhaus. Während sich im Senat 100 Personen befinden, die jeweils für sechs Jahre von den Wahlberechtigten ihres Bundesstaates gewählt werden, besteht das Repräsentantenhaus aus 435 Abgeordneten, über die alle zwei Jahre entschieden wird. Die US-Politiker im Kongress sind zwar ausnahmslos mit der Gesetzgebung sowie der Kontrolle der Exekutive beschäftigt, doch scheinen einige Mitglieder auch noch parallel ein gutes Händchen an der Börse zu haben. Eine Analyse der dokumentierten Investitionen von sowohl republikanischen als auch demokratischen Kongressabgeordneten lässt darauf schliessen, dass sie entweder ein Geschick bei der Aktienauswahl besitzen, welches selbst professionelle Vermögensverwalter übertrifft, oder dass sie ihre privilegierte Position zu ihrem Vorteil nutzen.
Der Wissensvorsprung ist enorm: US-Kongressabgeordnete beschliessen Gesetze, verabschieden den Haushaltsplan und haben Einblick in viele Bereiche der Wirtschaft. Dieses «Insider»-Wissen lässt sich möglicherweise auch in bare Münze verwandeln, in dem es die Anlageentscheidungen am Kapitalmarkt positiv beeinflusst. Ob dem wirklich so ist, bleibt natürlich offen. Hohe Strafen hätten die Politiker aber ohnehin nicht zu befürchten, schliesslich werden Verstösse aufgrund der lockeren Ethik- und Reporting-Standards in den USA kaum bestraft. Es kann allerdings auch sein, dass die Abgeordneten über eine besondere Intuition verfügen und dadurch kluge Anlageentscheidungen treffen. Was auch immer der Grund für die gute Performance im Depot der Staatsmänner ist, es kann als Privatanleger sicherlich nicht schaden, die Börsenbewegungen im US-Kongress zu verfolgen.
Den richtigen Riecher bewies beispielsweise vor rund zwei Jahren die Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi. Die ehemalige Sprecherin der Demokraten trennte sich nur wenige Tage vor einem massiven Abverkauf von ihren Nvidia-Aktien und erzielte damit im Jahr 2023 eine satte Rendite von 65 Prozent. Die demokratischen Abgeordneten hatten zuletzt generell die Nase an der Wall Street gegenüber ihren republikanischen Mitstreitern vorne. Der Investmentberater Subversive Capital Advisor versucht mit eigenen Benchmarks, beide politische Lager und deren Handelsaktivitäten möglichst genau abzubilden. Aufgrund dieser Daten legten die Aktien der Demokraten auf Sicht von einem Jahr im Schnitt um 26.8 Prozent zu, die des politischen Gegners «nur» um 14.5 Prozent. Die klare Differenz liegt an den verschiedenen Ausrichtungen. Während die Demokraten vor allem Titel aus dem Silicon Valley im Depot haben, setzen die Republikaner weniger stark auf Technologie-Konzerne, sondern mischen ihren Portfolios auch gerne defensivere Papiere wie beispielsweise aus der Ölindustrie oder dem Bauwesen bei.
Das Beste aus den beiden politischen Lagern vereinen die Experten von Swissquote in dem US Congressional Trader Index. In dem Barometer befinden sich jene Titel, die aktiv von Kongressabgeordneten und ihren unmittelbaren Familienangehörigen gehandelt werden. Ein proprietärer quantitativer Algorithmus wird in Kombination mit anderen Faktoren wie der Gesamtbeteiligung an der Aktie, der Mitgliedschaft in Ausschüssen und der Dauer der Kongresszugehörigkeit verwendet, um auf der Grundlage verfügbarer Daten die Positionen zu ermitteln, die am meisten überzeugt haben. Dass die Strategie funktioniert, zeigt ein Blick in die Historie. Seit dem Launch Mitte September 2024 steht für den Index ein Zuwachs von knapp 23 Prozent zu Buche.