Der Magnet zählt zu den täglichen Begleitern des Menschen. Allseits bekannt ist seine Wirkung zur Befestigung von Notizen an der Pinnwand. Eine viel grössere und wichtigere Bedeutung hat der Magnetismus in der Technologie. Er ist für Elektromotoren genauso unabdingbar wie für Windkraftanlagen oder zahlreiche Elektronikartikel. Die Effektivität des Magneten wiederum hängt von der Energiedichte des verwendeten Metalls ab. Dieser Zusammenhang macht Neodymium-praseodymium (NdPr) zu einem Rohstoff der Stunde. Er zählt zur Gruppe der seltenen Erden. «NdPr-Oxid ist der Grundstein für die effizientesten Motoren, Aktuatoren und Generatoren der Welt», schreibt MP Materials auf seiner Internetseite. Das US-Bergbauunternehmen ist Eigentümer und Betreiber der Mountain-Pass-Mine. Die Abbaustätte im Bundesstaat Kalifornien unweit der Grenze zu Nevada beinhaltet rund 1.9 Mio. Tonnen an Seltene-Erde-Oxiden. Sie zählt damit zu den reichsten Vorkommen der Welt und ist die grösste Mine ihrer Art in der westlichen Hemisphäre.
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass MP Materials die US-Politik auf den Plan ruft. Die sichere Versorgung mit kritischen Mineralien steht auf der Agenda von Präsident Donald Trump ganz oben. Noch ist dieser Markt fest in der Hand Chinas. Das Reich der Mitte verfügt weltweit über die mit Abstand umfangreichsten Reserven an seltenen Erden und ist folgerichtig der führende Produzent (siehe Grafik). Als Trump im April hohe Zölle gegen Einfuhren aus China verhängt hat, reagierte Peking unter anderem mit strengen Exportkontrollen für bestimmte seltene Erden. Zwar haben sich die beiden Supermächte mittlerweile angenähert und die Lieferung dieser Rohstoffe wurde wieder erleichtert, gleichwohl arbeitet Washington D.C. daran, die Abhängigkeit zu reduzieren. Für Aufsehen sorgte dabei am 10. Juli eine milliardenschwere Vereinbarung des Pentagons mit MP Materials. Im Rahmen einer Public-private-Partnership investiert das US-Verteidigungsministerium in das Bergbauunternehmen. Gleichzeitig erhält MP Materials eine Abnahme- und Preisgarantie.
Konkret kaufen die USA Aktien des Unternehmens für USD Mio. 400 und stellen ihm darüber hinaus ein USD Mio. 150 schweres Darlehen zur Verfügung. MP Materials wird das Kapital zur Steigerung der Kapazitäten und für den Bau eines zweiten Werkes für die Magnetherstellung verwenden. Für die Lieferungen aus dieser «10X Facility» sagt das Pentagon für einen Zeitraum von 10 Jahren den Kauf durch Unternehmen aus dem Verteidigungsbereich und der Allgemeinwirtschaft zu. Dem nicht genug: Für dieselbe Zeitspanne garantiert das Ministerium einen Verkaufspreis von USD 110 je Kilogramm NdPr. Zum Vergleich: An der Warenterminbörse in Schanghai kostet diese Menge des Rohstoffs momentan rund USD 65. Folgerichtig löste die jüngste Vereinbarung bei MP Materials eine Kursrallye aus: Seit der Veröffentlichung hat sich der Börsenwert des Unternehmens in etwa verdoppelt.
«Das ist ein Game-Changer für die Industrie ausserhalb Chinas und ein lange benötigter Anstoss für die Magnetproduktion», kommentierte Ryan Castilloux vom Beratungsunternehmen Adamas Intelligence das Geschehen. Im Sog von MP Materials zogen die Kurse weiterer Bergbauunternehmen an. Nach Ansicht der Analysten von J.P. Morgan könnten andere Regierungen dem Vorbild der USA folgen und sich darum bemühen, vertraglich nicht zugesagte seltene Erden zu erwerben. Zwar ist es durchaus möglich, dass China reagiert und versucht, seine Vormachtstellung zu verteidigen. Gleichwohl bezeichnen die Analysten die Partnerschaft von MP Materials mit der US-Regierung als eindeutig positiven Stimmungsschub für die Coverage in diesem Sektor. Neben den Kaliforniern zählen vor allem Minenwerte aus Australien zu den potenziellen Profiteuren. Kurzum: Für Anleger könnte sich ein Blick auf die Lieferanten dieser «heissen Ware» mehr denn je lohnen.
Stand: Januar 2025; Quelle: U.S. Geological Survey, Mineral Commodity Summaries
Quelle: Reuters, Stand: 01.08.2025Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.