Elton John ist «von Gold berührt». In einem knapp halbstündigen Film gewährt der britische Popstar Einblick in seine Faszination für das Edelmetall. Die Aufnahme spannt den Bogen von der Goldenen Schallplatte über den Oscar bis zum goldglänzenden Outfit oder dem im Studiomikro verbauten gelben Metall. Mitte September hat das World Gold Council (WGC) den Streifen publiziert, der mittlerweile auf YouTube knapp 9 Millionen Mal aufgerufen wurde. Streng genommen hätte Gold ein solch aufwändig produziertes Werbeformat gar nicht nötig. Der Preis des wichtigsten Edelmetalls ist auf einer historischen Rallye unterwegs. Sie gipfelte am 20. Oktober 2025 bei USD 4'381 je Feinunze – zu diesem Zeitpunkt notierte Gold mehr als zwei Drittel über dem Schlusskurs des vergangenen Jahres. Anschliessend setzte das Edelmetall in Richtung der runden USD 4'000er-Marke zurück.
J.P. Morgan bezeichnet die Konsolidierung nach einer Phase mit hohen Mittelzuflüssen und einem anhaltenden Momentum als gesund. Sie ändert für die US-Grossbank nichts an der mehrjährigen und strukturell optimistischen Einschätzung für das Edelmetall. Der Trend in Richtung einer verstärkten Diversifikation mit Hilfe von Gold sei intakt – sowohl in den offiziellen Währungsreserven als auch bei den Investoren. Was das Kaufverhalten der Anleger betrifft, sprechen die Zahlen aus dem WGC eine deutliche Sprache: Von 2021 bis 2024 verzeichneten physisch hinterlegte Gold-ETFs Mittelabflüsse. Im laufenden Jahr hat sich das Blatt schlagartig gewendet. Bis Mitte Oktober sammelte der Sektor eine Kapitalsumme ein, die mehr als 600 Tonnen Gold entspricht (siehe Grafik).
Die Notenbanken hatten schon vor der jüngsten Preisrallye zugegriffen. In den vergangenen drei Jahren stockten sie ihre Reserven um jeweils mehr als 1'000 Tonnen Gold auf. Zwar liessen die Käufe von offizieller Seite zuletzt etwas nach, doch J.P. Morgan geht davon aus, dass die Zentralbanken im laufenden Jahr und 2026 jeweils rund 760 Tonnen des Edelmetalls erwerben. Zum Vergleich: In den Jahren 2017 bis 2021 erreichte die Nachfrage aus dieser Ecke im Schnitt weniger als 500 Tonnen. Die Analysten rechnen zudem damit, dass die ETF-Investoren auf der Käuferseite bleiben. Bis Ende 2026 erwarten sie hier Mittelzuflüsse von weiteren rund 360 Tonnen. Egal ob Notenbanker, Asset Manager oder Privatanleger: Es gibt weiterhin fundamentale Gründe, in die Krisenwährung zu investieren. Neben einer angespannten Geopolitik zählt dazu die mitunter nach wie vor grassierende Inflation. Ein Übriges tut die Geldpolitik, allen voran in den USA.
Am 29. Oktober 2025 (nach Redaktionsschluss) dürfte das Fed die Zinsen zum zweiten Mal in diesem Jahr auf die neue Spanne von 3.75% bis 4.00% gesenkt haben. Die Geldmärkte rechnen fest mit weiteren Lockerungsschritten. Per Ende 2026 sehen sie den Leitsatz um einen ganzen Prozentpunkt unter dem derzeitigen Niveau. Da Gold selbst keine laufenden Erträge abwirft, sind tiefe Zinsen per se förderlich für den Rohstoff – Gleiches gilt umgekehrt. Entsprechend optimistisch fällt die Prognose von J.P. Morgan aus. Für das vierte Quartal 2026 rechnen die Analysten mit einem durchschnittlichen Goldpreis von USD 5'055 je Feinunze. Demnach würde sich die Feinunze innert einem Jahr um weitere rund USD 1'000 verteuern. Nicht nur die Goldhändler und ETF-Häuser dürfen sich also weiterhin auf florierende Geschäfte freuen. Viel zu tun gibt es voraussichtlich auch für den Bergbausektor. Dieser Umstand ist den Börsen nicht entgangen – viele der als Alternative zum direkten Goldinvestment geltenden Minenaktien haben sich mit dem Edelmetall stark verteuert.
Stand: 30.10.2025; Quelle: BloombergHistorische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.
Stand: 17. Oktober 2025; Quelle: World Gold CouncilHistorische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.