Am 5. November fällt die Entscheidung, wer das wohl wichtigste politische Amt der Welt in den kommenden vier Jahren bekleidet. Im Rennen um die US-Präsidentschaft bleiben den Kandidaten also noch 15 Wochen, um die Wähler von sich zu überzeugen, wobei bis dato nur ein Bewerber offiziell feststeht: Vor kurzem haben die Republikaner Ex-Präsident Donald Trump nominiert. Derweil sorgte Joe Biden am vergangenen Wochenende für einen Paukenschlag. Der Amtsinhaber kündigte den Verzicht auf eine erneute Kandidatur für die Demokraten an. Offenbar war der Druck aus der Partei zu gross geworden, nachdem der 81-Jährige in den vergangenen Wochen einen zusehends gebrechlichen Eindruck gemacht hatte. Vor allem im ersten TV-Duell mit Trump Ende Juni erlebte Biden ein wahres Desaster. Vor einem Millionenpublikum wirkte er müde, sprach mit leiser und rauer Stimme und leistete sich mehrere Versprecher. Sein Kontrahent hatte leichtes Spiel, Trump konnte Biden regelrecht vorführen und gleichzeitig viele Unwahrheiten verbreiten.
Als aussichtsreichste Bewerberin für die Kandidatur der Demokraten gilt jetzt Kamala Harris. Nicht nur, dass Joe Biden sich für seine Vizepräsidentin ausgesprochen hat, auch andere führende Parteimitglieder, darunter potenzielle Rivalen, unterstützen die 59-Jährige. Dementsprechend haben sich die Kurse auf PredictIt verschoben. Die Nutzer dieser Plattform wetten auf bestimmte politische Ereignisse. Analog zum Börsenhandel werden Geld- und Briefnotierungen gestellt. Wenige Tage, nachdem ein Attentäter Donald Trump am Ohr verletzt hatte, erreicht der Kontrakt auf den Republikaner einen Höchststand von USD 0.69. Zu diesem Zeitpunkt lag der Ex-Präsident USc 45 vor Joe Biden. Während der Kurs des Amtsinhabers nach der Verzichterklärung gegen 0 tendiert, schnellte die Aktie «Kamala Harris» nach oben (siehe Chart). Natürlich schlägt der Wahlkampf auch an der «echten» Börse Wellen. Mit der Wahrscheinlichkeit eines Comebacks im Weissen Haus sind Aktien gestiegen, die als Profiteure der Trump-Politik gelten. Dagegen gerieten Titel, die zur Agenda der Demokraten passen, mit dem jetzt weichenden Kandidaten unter Druck.
Beim Blick in die Wahlprogramme wird schnell deutlich, welche Sektoren eine besonders hohe Sensitivität für die künftige US-Politik zeigen. Für die Demokraten liegt ein Schwerpunkt im Gesundheitswesen. Sie möchten die Versicherungsprämien niedrig halten und gleichzeitig die medizinische Versorgung, insbesondere von Kindern und Alten, stärken. Außerdem hat sich die Biden-Regierung dem Klimaschutz respektive der Energiewende verschrieben. In der laufenden Amtszeit hat Washington «Cleantech»-Investitionen in einem Volumen von mehr als USD Mrd. 200 angestossen. Der Ausbau der Wind- und Sonnenenergie dürfte bei den Demokraten weiterhin im Fokus stehen. Gleiches gilt für die Stärkung der Netz- sowie der E-Mobility-Infrastruktur. Einen progressiven Ansatz verfolgt die Partei mit Blick auf den Technologiesektor. Innovationen und digitale Infrastruktur sollen genauso unterstützt werden wie der faire Wettbewerb.
Derweil hegt Donald Trump durchaus Aversionen gegen die Technologieriesen. Beispielsweise bezeichnete er den Megatrend künstliche Intelligenz als «gefährlich und beängstigend». Klar ist, dass der Republikaner im Fall eines Wahlsieges, wie schon während seiner ersten Amtszeit, einen liberalen Wirtschaftskurs verfolgen dürfte. Von Deregulierung und Steuersenkungen könnte insbesondere der Finanzsektor profitieren. Einen freundlichen Ton würde das Weisse Haus unter Trump wohl auch gegenüber den traditionellen Energiekonzernen einschlagen. Den Republikanern ist die Energieunabhängigkeit der Staaten heilig, weshalb die US-Ölgiganten auf Unterstützung aus dem Oval Office hoffen können. Gleiches gilt für den Bergbausektor. Trump macht keinen Hehl daraus, dass er gewillt ist, die US-Rohstoffproduktion mit Zöllen vor der internationalen Konkurrenz zu schützen. In einer Zeit der geopolitischen Spannungen setzen die Republikaner darüber hinaus auf ein starkes Militär und entsprechend steigende Verteidigungsausgaben. Noch ist nichts entschieden. In den kommenden 15 Wochen sind, gerade nach der anstehenden Kandidatenrochade bei dem Demokraten, Stimmungswechsel möglich. So oder so: Die Wahlen in den USA versprechen viel Spannung und jede Menge Chancen für Anleger.
Quelle: PredictIt; Stand: 22. Juli 2024
Quelle: Leonteq, Solactive