Ab sofort gibt es für viele Menschen kaum mehr ein Vorbeikommen an Lichterglanz, Punsch- und Raclette-Duft sowie den Melodien von «Last Christmas» oder «Jingle Bells». Die Weihnachtsmärkte haben geöffnet. Gold spielt bei diesen Anlässen eine wichtige Rolle. Das gelbe Metall dient nicht nur als Kopfschmuck für das Christkind. Gefragt ist es zu Weihnachten auch und gerade als Geschenk – sei es in Form von Ringen, Ketten, Armbändern, Münzen oder Barren. Allerdings sind diese Präsente teuer wie nie: Im bisherigen Jahresverlauf ist der Goldpreis um 29% gestiegen. Ein Vergleich mit anderen Assetklassen zeigt: 2024 ist das Jahr der Edelmetalle. Selbst die haussierende Wall Street in Form des S&P 500 Index konnte nicht mit Gold und Silber Schritt halten.
Die Rallye hat mehrere Treiber. Ganz oben steht das Thema Zinsen. Nachdem der Inflationsdruck nachgelassen hatte, konnten die Notenbanken die Zügel lockern. Den Anfang machte im März die SNB. Knapp drei Monate später folgte die EZB, ehe im September das Fed einen Kurswechsel vollzog. Die US-Notenbank schraubte ihren Leitsatz zum ersten Mal seit 2020 zurück. Im November hat sie nachgelegt: Seither liegt die «Target Rate» auf der Spanne von 4.50% bis 4.75%. Kurz vor Weihnachten dürfte der Offenmarktausschuss noch einmal zur Tat schreiten. Laut dem CME Fed Watch Tool beträgt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um weitere 25 Basispunkte 56%. Allerdings ist diese Quote seit den US-Wahlen geschrumpft. Hintergrund: Mit seiner aggressiven Zollpolitik könnte der künftige Präsident Donald Trump die Inflation in den Staaten neu anfachen – und damit das Fed auf seinem Lockerungskurs ausbremsen.
Generell dürfte die Rückkehr des 78-Jährigen in das Weisse Haus die globalen Machtverhältnisse kräftig aufwirbeln. Schon vor dem politischen Comeback des Jahres lieferte die Geopolitik starke Argumente für die Krisenwährung Gold. Seien es der Krieg in der Ukraine, der Nahostkonflikt oder die Sticheleien Chinas gegen die Insel Taiwan: Das Eskalationspotenzial ist so hoch wie lange nicht. Dazu passt, dass viele Investoren Gold neu für sich entdeckt haben. Bis einschliesslich Oktober 2024 verzeichneten physische besicherte Gold-ETFs sechs Monate in Folge Mittelzuflüsse. Ein solche Serie bescheinigte das World Gold Council (WGC) diesen Anlagevehikeln zuletzt im Coronajahr 2020.
Nach Ansicht von J.P Morgan sollten Anleger weiterhin zugreifen. Die US-Bank erachtet das Edelmetall als eine gute Absicherung für die erste Phase des Machtwechsels in den USA. In diesem Zusammenhang sprechen die Analysten von einem «debasement trade». Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein Mix aus strukturell höheren geopolitischen Risiken, einem unsicheren Inflationsausblick sowie steigenden Staatsdefiziten. Wegen der daraus resultierenden Schuldenentwertung (debasement) droht das Vertrauen in Währungen verloren zu gehen, was wiederum den Reiz von Gold als Diversifikationsinstrument erhöht. Egal ob Investoren, öffentliche Stellen oder Konsumenten – geht es nach J.P. Morgan, dann müssen Goldkäufer zu Weihnachten 2025 noch mehr bezahlen: Die US-Bank erwartet für das Schlussquartal des kommenden Jahres einen durchschnittlichen Preis von USD 2'850 je Feinunze. Gegenüber dem aktuellen Niveau bedeutet das einen Aufschlag von knapp 7%.
Quelle: Reuters; Stand: 25 November 2024. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.
Stand: November 2024; Quelle: World Gold Council, Goldhub Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.