Der August 2024 hat im Chartbild vieler Aktienindizes tiefe Spuren hinterlassen. Unter anderem verzeichnete der SMI® eine markante v-förmige Bewegung. An den ersten drei Handelstagen im August brach der Schweizer Leitindex um bis zu 865 Punkte oder rund 7% ein. Zum Monatsende notierten die 20 Large Caps rund 100 Zähler über dem Schlusskurs des 31. Juli. Was war geschehen? Ein Auslöser für die weltweite Börsenkorrektur war das unbeliebte «R»-Wort: Anfang August kam die Sorge vor einer Rezession in den USA auf. Sie basierte vor allem auf den Zahlen vom Arbeitsmarkt: Im Juli 2024 wurden in den Staaten ausserhalb der Landwirtschaft 114'000 neue Stellen aufgebaut. Laut Reuters hatten Ökonomen im Schnitt mit 175'000 zusätzlichen Jobs gerechnet. Ein weiteres Alarmsignal sendete die Arbeitslosenquote. Sie zog im Berichtsmonat überraschend deutlich auf 4.3% an, den höchsten Wert seit Oktober 2022.
Der Schock über den stockenden US-Jobmotor mutierte erstaunlich schnell zu einer neuen Hoffnung. Im Laufe des Monats verstärkte sich das Szenario der Zinswende in den USA. Untermauert wurde diese kollektive Erwartungshaltung am 23. August von Jerome Powell. Am Notenbanktreffen in Jackson Hole gab der Fed-Präsident ein deutliches Statement für einen Kurswechsel nach der Sommerpause ab. «Es ist an der Zeit, die Geldpolitik anzupassen», sagte er in den Rocky Mountains. Dabei sei die Richtung klar, ergänzte Powell mit Blick auf die erhoffte Zinssenkung. Am 18. September kommt die Fed zur nächsten Sitzung zusammen. Es gilt an den Märkten als ausgemachte Sache, dass der Offenmarktausschuss tags darauf den Schlüsselsatz zum ersten Mal seit März 2020 nach unten anpasst. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 71% kommt es zu einer Senkung um 25 Basispunkte auf die neue Spanne von 5.00% bis 5.25%. Die Quote für eine Reduzierung um 0.50 Prozentpunkte liegt laut dem CMF FedWatch Tool bei 29%. (Stand: 02.09.2024)
Neben der Geldpolitik schlug die Geopolitik im August hohe Wellen. Während die Eskalation des Konflikts im Nahen Osten Investoren verunsicherte, löste der Wahlkampf in den USA Erstaunen aus. Bekanntlich verzichtete Präsident Joe Biden darauf, als Kandidat der Demokraten gegen den republikanischen Herausforderer Donald Trump anzutreten. An seiner Stelle schickt die Partei Vizepräsidentin Kamala Harris ins Rennen. Ihre von viel prominenter Unterstützung und einem hohen Spendenaufkommen begleitete Nominierung hat die Umfragen regelrecht zum Kippen gebracht. Bis zu Bidens Rückzug am 21. Juli lag Trump vorne. Anfang September berechnete das Portal RealClearPolitics aus dem Durchschnitt sämtlicher Umfragen für Harris einen Stimmenanteil von 48%. Trump kam auf 46.2%. Rund 9 Wochen vor dem Urnengang am 5. November ist nichts entschieden. Besonders knapp fallen die Umfrageergebnisse in den «Battleground»-Staaten wie beispielsweise Arizona, Nevada oder Pennsylvania aus.
In beiden Themenfeldern ist weiterhin für Spannung gesorgt. Die US-Notenbank dürfte vor ihrem Treffen vor allem die aktuellen Zahlen vom Arbeitsmarkt genau unter die Lupe nehmen. Am 5. September legt die Regierung den Bericht für August 2024 vor. Laut Reuters rechnet der Konsens ausserhalb der Landwirtschaft mit 165'000 neuen Jobs. Die Arbeitslosenquote soll um 0.1 Prozentpunkte auf 4.2% geschrumpft sein. Genau eine Woche vor dem Zinsentscheid veröffentlicht das U.S. Bureau of Labor Statistics die Inflationsdaten für den vergangenen Monat. Ein Rückgang der Teuerung – auf Jahressicht lag sie im Juli bei 2.9% – in Richtung des vom Fed angepeilten 2%-Niveaus wäre für die Börsen positiv. Zwischen diesen beiden Terminen steht am 10. September das erste TV-Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump an. An den Börsen sind angesichts dieser Gemengelage durchaus neue Turbulenzen möglich. Doch hat die v-förmige Entwicklung im August gezeigt, dass Rücksetzer Einstiegschancen bieten können. Natürlich braucht es Mut und vor allem ein gutes Timing, um solche Kursdellen effektiv abzugreifen.
August 2024: Reuters-Konsens; Quelle: Reuters, U.S. Bureau of Labor Statistics; Stand: 02.09.2024