Bronze, Silber und Gold – in weniger als zwei Monaten stehen diese drei Metalle auf der ganzen Welt im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Rede ist von den Olympischen Spielen in Paris, die vom 26.07. bis 11.08. stattfinden. In diesen 17 Tagen werden insgesamt 5‘084 Medaillen vergeben. An den Rohstoffbörsen steht das Metall-Trio bereits seit längerem hoch im Kurs – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Erst vergangene Woche markierte Gold ein frisches Rekordhoch und legte damit in der Spitze seit Jahresbeginn um mehr als 17% zu. Der kleine Bruder Silber war in diesem Zeitraum sogar nahezu doppelt so schnell unterwegs und ist mittlerweile so teuer wie seit Anfang 2013 nicht mehr. Doch nicht nur die Edelmetalle erfreuen sich einer hohen Nachfrage, auch die Industriemetalle glänzen zusammen mit Gold und Silber. Dies gilt unter anderem für Kupfer, dessen Preis in diesem Jahr um mehr als ein Viertel stieg und neue Höchststände erreichte. Eine eher ungewöhnliche Entwicklung, denn während Kupfer als industrieller Rohstoff die Aussichten für die Wirtschaft widerspiegelt, ist Gold eher ein Indikator für die allgemeine Stimmung, Stichwort «sicherer Hafen».
Befeuert wird die aktuelle Metall-Rallye vor allem von den Zins- und Chinahoffnungen. Eine baldige Senkung der Leitsätze würde zum einen Gold in die Hände spielen. Ein niedriges Zinsniveau gilt als positiv für Edelmetalle, da diese keine laufenden Erträge abwerfen und damit wieder konkurrenzfähiger zu anderen Anlagen werden würden. Zum anderen kurbeln fallende Zinsen die Wirtschaft an, was wiederum den Industriemetallen zugutekommt. Ein gewisser Konjunkturoptimismus macht sich auch mit Blick auf China breit. Nach jüngsten staatlichen Massnahmen zur Bekämpfung der Immobilienkrise im Reich der Mitte könnte der Tiefpunkt in der Volksrepublik überwunden sein. Bei Gold kommt noch eine hohe physische Nachfrage hinzu. Nach Angaben des World Gold Council stieg die weltweite Nachfrage, einschliesslich der Zentralbanken, zwischen Januar und März im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3% auf 1‘238 Tonnen. Das war das stärkste erste Quartal seit 2016.
Auf dem Ölmarkt geht derweil die Angst um, dass es doch noch länger als erwartet dauert, bis das Fed die Zinsen nach unten schraubt. Höhere Kreditkosten könnten das Wirtschaftswachstum verlangsamen und die Nachfrage nach dem «schwarzen Gold» unter Druck setzen. Auch die Märkte für physisches Rohöl haben sich zuletzt abgeschwächt. So hat die Internationale Energieagentur (IEA) jüngst ihre Prognose für das Wachstum der Ölnachfrage in diesem Jahr um 0.14 auf 1.1 Mio. Barrel pro Tag gesenkt. Die schwache Industriekonjunktur sowie ein milder Winter hätten vor allem den Verbrauch in Europa gedämpft. Für 2025 bleiben die IEA-Experten bei ihrer Prognose und rechnen mit einem leicht erhöhten Wachstumstempo von 1.2 Mio. Barrel pro Tag. Aufgrund der aber aktuell verhaltenen Nachfrage könnten schon bald weitere Förderkürzungen auf den Tisch kommen. Diese werden bereits im Vorfeld des nächsten OPEC-Treffens am 4. Juni am Markt diskutiert.
Zu wahren Preisexplosionen kam es zuletzt bei Agrarrohstoffen. So schnellte beispielsweise der Preis für eine Tonne Kakao in der Spitze in diesem Jahr um das Dreifache empor. Grund dafür sind Ernteausfälle aufgrund von Dürreperioden im Wechsel mit Starkregen in den Hauptanbaugebieten an der Elfenbeinküste und in Ghana. Zu einem witterungsbedingten Angebotsengpass kam es zuletzt auch bei Kaffee, was sich wiederum ebenfalls in höheren Preisen widerspiegelt. Um rund ein Drittel verteuerte sich die Bohne seit Silvester. Derweil weisen andere Soft Commodities wie Weizen oder Sojabohnen langsame Erholungstendenzen auf. So hat es erstgenanntes Getreide nach einem scharfen Einbruch zu Beginn des Jahres nun wieder in die Gewinnzone geschafft. Ein Grund dafür sind Fröste Anfang Mai in Russland, die das Getreide zerstörten und den Ertrag dadurch verringern. Die Kurve bei Sojabohnen zeigt zwar aufgrund schlechterer Ernteprognosen, unter anderem aus Brasilien, mittlerweile auch wieder nach oben, der Kurs an der Börse liegt aber noch rund 5% unter dem Jahresendstand von 2023.