Viele Börsianer sind Frühaufsteher. Um bestens auf den Tag vorbereitet zu sein, studieren sie schon vor der Handelseröffnung die aktuellen Nachrichten, die neuesten Studien oder die Vorgaben der Wall Street. An Telefon- und Videokonferenzen oder bei morgendlichen Präsenzmeetings werden die frischen Inputs von Investoren, Analysten und Strategen diskutiert. Die Verantwortlichen versuchen dabei, die richtigen Schlüsse für die Ausrichtung der Portfolios zu ziehen. Nicht nur in Banken, Research-Häusern und bei Brokern zählt der «Morningcall» fest zum Tagesablauf, längst ist er auch ein beliebtes Medienformat. Einmal pro Woche publiziert BX Swiss TV einen «Morningcall». «Pünktlich vor Börsenstart diskutieren Investment-Stratege François Bloch und Börsen-Experte David Kunz jeden Mittwoch über ausgewählte Top-Aktienwerte aus dem BX Musterportfolio», beschreibt die Börsenbetreiberin diese Sendung.
Kürzlich haben die Verantwortlichen ihr Angebot weiterentwickelt. Seit dem 3. Juli wird der BX Swiss Morningcall Index berechnet. Diese neue Benchmark bildet das Musterportfolio der BX Swiss ab. Für die Zusammenstellung ist ein Indexkomitee zuständig, das auf ein grosses Aktienuniversum zurückgreifen kann. Dabei handelt es sich um die Blue-Chip-Unternehmen aus entwickelten Märkten, wobei der Fokus auf Europa und Nordamerika liegt. Bei der Auswahl sind harte und weiche Faktoren massgeblich. In der erstgenannten Kategorie beginnt die Analyse mit der Marktkapitalisierung. Berücksichtigt werden nur Unternehmen mit einem Börsenwert von mindestens USD/EUR/CHF 1 Mrd. Anschliessend werden diese Titel auf verschiedene Fundamental-Kennziffern wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis, die Kapitalrendite, die Umsatzrendite, den Buchwert je Aktie, den Gewinn je Aktie sowie aus charttechnischer Sicht auf den Relative Strength Index abgeklopft. Auf diese Weise möchte man Werte ausfindig machen, deren Gewinne stark wachsen, die aber gleichzeitig nicht überbewertet sind.
Beispiel KGV: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (engl.: Price Earnings Ratio, P/E) stellt den Aktienkurs in ein Verhältnis zum Gewinn je Anteilsschein. Im Prinzip zeigt die Kennziffer, wie viele Jahre vergehen, bis ein Unternehmen den für die Aktie zu zahlenden Preis «verdient» hat. Dadurch gilt: Je höher das KGV, desto teurer ist die Aktie – und umgekehrt. Um die Bewertung tatsächlich beurteilen zu können, wird die Kennzahl mit dem Wert anderer Unternehmen aus demselben Wirtschaftszweig verglichen. Echte Qualitätsmerkmale sind auch die folgenden in den Auswahlprozess integrierten Kennziffern: der Buchwert je Aktie sowie die Umsatzrendite. Während der Buchwert das auf einen Anteilsschein entfallende Eigenkapital darstellt, zeigt die Umsatzrendite, wie profitabel ein Unternehmen wirtschaftet. Diese Kennzahl ist von grosser Bedeutung, da sie Aufschluss darüber gibt, wie effizient ein Unternehmen seine Ressourcen einsetzt und ob es seine Kosten im Vergleich zu den Erlösen niedrig hält.
Zu den weichen Faktoren: Die Titel sollten eine gewisse Bekanntheit geniessen, um für eine Aufnahme in das BX Musterportfolio in Frage zu kommen. Ein weiteres «weiches» Qualitätskriterium ist die Leadership-Rolle innerhalb eines Sektors. Unternehmen, die in ihrem Wirtschaftszweig führend sind, haben nicht selten eine besonders ausgeprägte Preissetzungsmacht und können so ihre Margen auch in einem inflationären Kostenumfeld behaupten oder sogar ausbauen. Ähnlich verhält es sich mit den Champions innerhalb eines gewissen Bereichs. Interessant sind in dieser Hinsicht zum Beispiel Technologieführer. Anhand sämtlicher Faktoren werden letzten Endes 22 Aktien ausgewählt. Die Zusammensetzung ist nicht in Stein gemeisselt: Einmal im Monat kommt der BX Swiss Morningcall Index auf den Prüfstand. Dann können Unternehmen ausgetauscht werden. Investoren sind stets im Bilde, auf welche Titel das Indexkomitee gerade sein Augenmerk richtet: Im Rahmen des BX Morningcall werden wöchentlich jeweils drei ausgewählte Aktien des Musterportfolios/Index vorgestellt und diskutiert. An dem monatlichen Auswahltag werden die Gewichtungen der Indexkomponenten zudem gleichgesetzt.