Mit dem Schlagwort «Nachhaltigkeit» verbinden die meisten Menschen zu allererst den Umweltschutz respektive den Kampf gegen den Klimawandel. Doch geht dieses in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft omnipräsente Themenfeld weit über ökologische Fragen hinaus. Die Vereinten Nationen haben insgesamt 17 Sustainable Development Goals, kurz SDG, definiert. Die im Rahmen einer Agenda 2030 vereinbarten Nachhaltigkeitsziele richten sich an alle: Staaten, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und jede und jeden Einzelne(n). Als SDG 5 hat sich die Staatengemeinschaft die «Gender Equality» vorgenommen. Um dieses Ziel abzuhaken, müssen mehrere Prämissen erfüllt sein. Im Vordergrund stehen das Ende der Diskriminierung von Frauen und die Abschaffung jedweder Gewalt. «Die volle und wirksame Teilhabe von Frauen und ihre Chancengleichheit bei der Übernahme von Führungsrollen» wurde als weiteres Unterziel definiert. Gemeint sind hier sämtliche Ebenen der Entscheidungsfindung – von der Politik über die Wirtschaft bis zum öffentlichen Leben.
Hier zeigt sich einerseits, dass die Geschlechtergleichheit eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und der Grundstein für eine friedliche Gesellschaft ist. Agieren Mann und Frau auf Augenhöhe, kann das darüber hinaus die allgemeine Entwicklung beschleunigen und die globale Wirtschaft stärken. Es liegt mittlerweile eine Vielzahl an Studien und Forschungsberichten zu dieser Thematik vor. Ihre Ergebnisse haben den allgemeinen Konsens hinsichtlich der Vorteile einer stärkeren Gleichstellung untermauert. Bereits zum siebten Mal hat Deloitte die Geschlechtervielfalt in den globalen Chefetagen unter die Lupe genommen. Für den jüngsten Report «Women in the Boardroom: A Global Perspective» wurden annähernd 10’500 Unternehmen in 51 Ländern analysiert. Zwar stellen die Verantwortlichen fest, dass die Unterrepräsentation der Frauen mittlerweile bei vielen Organisationen im Fokus steht. «Doch insgesamt bleiben die Fortschritte langsam, was Frauen in Führungspositionen angeht, sogar noch langsamer», schreiben die Autoren von Deloitte.
Diesbezüglich sprechen die Untersuchungsergebnisse des Beratungsunternehmens eine deutliche Sprache. Weniger als ein Fünftel der Sitze in Führungs- und Kontrollgremien waren 2021 von Frauen besetzt. Immerhin: Seit 2016 ist diese Quote um knapp 5 Prozentpunkte gestiegen. Auf tiefem Niveau nach oben geht es auch mit dem Anteil der Frauen, die an der Spitze eines Boards stehen. Von 3.8% bei der Analyse im Jahr 2016 ist er bis 2021 auf 6.7% angewachsen (siehe Grafiken). Ganz oben in der Hierarchie ist das weibliche Geschlecht noch stärker unterrepräsentiert. Laut Deloitte hat nur jedes zwanzigste der untersuchten Unternehmen eine Frau als CEO. Deutlich weiblicher sind viele Finanzabteilungen aufgestellt: Immerhin 15.7% der CFOs sind Frauen. 2018 lag diese Quote bei 12.7%. Diese Steigerung ändert nichts daran, dass der Fortschritt insgesamt viel zu langsam ist. Bleibt es beim jüngsten Tempo, würde die Geschlechtergleichheit erst im Jahr 2045 erreicht werden.
Hier auf das Tempo zu drücken, könnte nach Berechnungen der OECD die Wirtschaftskraft enorm stärken. Die Organisation hat ausgerechnet, dass eine Erwerbsbevölkerung mit gleicher Beteiligung von Männern und Frauen das globale Bruttoinlandsprodukt bis 2030 um 12% erhöhen würde. «Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass unsere Volkswirtschaften es sich leisten können, ein solch enormes Potenzial zu ignorieren», stellte Mari Kiviniemi, stellvertretende Generalsekretärin der OECD, bereits 2015 fest. Nicht zuletzt das enorme ökonomische Potenzial macht das SDG 5 auch für Investoren interessant. Eine Studie von McKinsey hat den Zusammenhang zwischen dem Anteil der Frauen an den Führungsteams und dem wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen herausgearbeitet. Demnach gilt: Je grösser die Geschlechtervielfalt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer überdurchschnittlichen Rentabilität. Grund genug, um auch bei der Asset-Allokation auf die Gleichheit zwischen Mann und Frau zu achten.
Quelle: Deloitte, «Women in the Boardroom: A Global Perspective»; Publikation: Februar 2022; Stand der Daten: März 2021. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.
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