Die Schweizerische Nationalbank feierte in diesem Jahr ihr 115. Jubiläum. Seit 1907 prägt diese in Zürich und Bern ansässige Institution die Wirtschaftspolitik der Schweiz. Ihr vordringliches Ziel ist klar definiert: Die SNB soll die Preisstabilität gewährleisten und dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung tragen. Momentan stellt der Mix aus einer zunehmenden Teuerung sowie den aus dem Krieg in der Ukraine resultierenden makroökonomischen Risiken die SNB vor eine besonders grosse Herausforderung. Im Vergleich zu anderen Ländern und Regionen fällt der Preisauftrieb in der Schweiz zwar eher moderat aus, gleichwohl hat die Nationalbank ihre Inflationsprognose im März deutlich nach oben angepasst. Sie erwartet für 2022 nun eine Teuerung von 2.1%. Im Dezember hatte sie mit 1.0% gerechnet. Im kommenden Jahr soll der Inflationsdruck wieder nachlassen (siehe Grafik).
«Die bedingte Inflationsprognose beruht auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei -0,75% bleibt», stellt die Nationalbank in der geldpolitischen Lagebeurteilung vom 24. März fest. Neben dem Negativzins hat das Direktorium an diesem Tag die zweite Säule der expansiven Geldpolitik bestätigt: Bei Bedarf ist das Gremium bereit, am Devisenmarkt gegen den Franken zu intervenieren. «Der Franken ist weiterhin hoch bewertet», stellt die SNB fest. Auf dem Papier sind die heimischen Währungshüter ihrer Linie damit treu geblieben. Verbal waren dagegen durchaus Signale für einen Kurswechsel zu erkennen. «Wir sind keineswegs machtlos», erklärte SNB-Präsident Thomas Jordan mit Blick auf die erhöhte Inflationsprognose. Die Nationalbank werde alle erforderlichen Massnahmen ergreifen, um die Preisstabilität mittel- bis langfristig aufrechtzuerhalten.
Noch ist völlig offen, ob und gegebenenfalls wann die SNB an der Zinsschraube dreht. Derweil hat sich das Blatt an den CHF-Obligationenmärkten in den vergangenen Wochen und Monaten sichtlich gewendet. Negativ fallen die Renditen nur noch im kurzfristigen Bereich aus. Der Ertrag aus der zehnjährigen Eidgenossenschaft beträgt mittlerweile knapp 0.87% und damit rund 100 Basispunkte mehr als Ende 2021. Damit liegt die CHF-Rendite in dieser Laufzeit gleichauf mit derjenigen der deutschen Bundesanleihe (siehe Grafik). Das ist insofern erstaunlich, als die Europäische Zentralbank die Zinswende mehr oder weniger eingeläutet hat. Zwar hielt die EZB an der jüngsten Sitzung am Schlüsselsatz von 0.00% fest, doch bereits im Sommer möchte sie den milliardenschweren Anleihekauf beenden. Im nächsten Schritt könnte es dann zu einer Zinserhöhung kommen.
Fest steht, dass der Cocktail aus Inflation, Geopolitik, Rezessionssorgen und steigenden Zinsen den Aktienanlegern nicht besonders schmeckt. Zwar konnte der SMI den auf den Kriegsausbruch folgenden Rücksetzer mehr als wettmachen. Vom Anfang Jahr erreichten Allzeithoch trennt den Index aber noch ein gutes Stück. Hinzu kommt, dass die Volatilität in den vergangenen Wochen markant zugenommen hat. Gerade vor diesem Hintergrund hat der allgemeine Renditeanstieg auch etwas Gutes. Er führt am Markt für strukturierte Produkte zum Comeback eines Klassikers, dem Kapitalschutz-Zertifikat. Für die Konditionen dieses Investmentvehikels spielen die Zinsen eine massgebliche Rolle. Dabei gilt grundsätzlich: Je höher die Obligationenrenditen, desto attraktivere Emissionen sind möglich. Beispielsweise können Anleger wieder mit einer vollen Kapitalgarantie in heimische Blue Chips investieren und dabei zu einem gewissen Grad an steigenden Kursen partizipieren – eine solche, gerade für sicherheitsorientierte Investoren interessante Kombination war im Zinstief lange Zeit undenkbar.
Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.
Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Märkte im Aufruhr: Die Zinswende und ihre Folgen»