Am 17. Februar ist die Schweiz in ein neues Zeitalter gestartet. Nach zwei Jahren Corona hob der Bundesrat fast alle Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie auf. Die Regierung hat ihrer Ansicht nach damit die Voraussetzungen für eine rasche Normalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens geschaffen. Mit diesem Schritt ist die Schweiz keinesfalls das einzige und auch nicht das erste Land, welches einen sogenannten «Freedom Day» ausruft. Immer mehr Länder wie Österreich und Deutschland bereiten sich auf eine Öffnung vor. Als Vorreiter gelten Grossbritannien und Dänemark, die bereits Anfang Februar aufgrund einer positiv verlaufenden epidemiologischen Lage alle Einschränkungen abgeschafft haben.
Der Aufbruch in die neue Normalität dürfte die Volkswirtschaften rund um den Globus beflügeln. Die EU-Kommission geht in ihrer neusten Wirtschaftsprognose davon aus, dass das Wachstum in diesem Jahr hauptsächlich vom privaten Konsum getragen wird, bei dem grosser Nachholbedarf besteht. Aber auch die Erholung des Dienstleistungs- und Tourismussektors sowie ein Anstieg der Investitionen wirken sich unterstützend aus. Trotz vorerst weiter hoher Inflation rechnet die Brüsseler Behörde damit, dass die Konjunktur in der Eurozone ab dem Frühjahr anspringen wird. Für das Gesamtjahr prognostiziert die EU-Kommission einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4.0%. Damit kann Europa in etwa mit der weltweiten Expansion Schritt halten. Die globale Wirtschaft soll laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) 2022 um 4.4% wachsen.
Die sich verbessernden Aussichten sind bereits in einigen, vor allem den zuletzt krisengebeutelten Branchen angekommen. Dies gilt insbesondere für die Luftfahrtindustrie sowie den Tourismussektor. So versprühte Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister kürzlich in einem Interview Optimismus: Der Konzern spüre einen «enormen Nachholbedarf nach zwei Jahren Pandemie» und verzeichne daher eine «stark steigende Nachfrage nach Urlaubsflügen». Dass die neue Reiselust gross ist, zeigt sich auch bei der Zimmer-Vermittlungsplattform Airbnb. Der US-Konzern prognostizierte aufgrund steigender Inlandsreisen und längerer Aufenthalte von Gästen für das erste Quartal höhere Einnahmen als erwartet. In das gleiche Horn bläst Marriott International. Die Hotelkette meldete soeben aufgrund einer intakten Reiseerholung Ergebnisse, die deutlich höher liegen als geplant. Die Trendwende lässt sich auch am Aktienkurs ablesen: Allein in den vergangenen drei Monaten avancierte Marriott trotz eines schwachen Gesamtmarktumfelds um mehr als 13% und brach dabei sogar auf ein neues Allzeithoch aus.
Im Zyklus noch nicht so weit fortgeschritten ist die Kreuzfahrtindustrie. Doch nach der Corona-Vollbremsung im Jahr 2020 stehen auch in dieser Branche die Zeichen auf Erholung. Im Zuge der Lockerungen sollten die Meeresriesen ebenfalls allmählich zu alter Stärke zurückkehren. Positive Signale sind aus dem Sektor bereits zu vernehmen. So berichtet Tui Cruises, ein Joint Venture von Tui und dem Kreuzfahrtkonzern Royal Caribbean, von einer erfreulichen Buchungslage für die Saison 2022/23. Auch Norwegian Cruise Line zeigt sich verhaltend optimistisch und stellt für die zweite Jahreshälfte 2022 auf bereinigter Basis ein positives Nettoergebnis in Aussicht. Für eine Euphorie sorgt dies aber an der Börse noch nicht, sowohl bei Royal Caribbean als auch bei Norwegian Cruise Line sind die Aktienkurse noch weit von den vor Corona verzeichneten Höchstkursen entfernt. Allerdings zeigt das Duo inzwischen zumindest Erholungstendenzen.
Quellen: Eurostat, WKO, e = erwartet
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