Derzeit herrschen an den Kapitalmärkten zwei entgegengesetzte Meinungen darüber, wie sich die Wirtschaft weiter entwickeln wird. Die Pessimisten sehen aufgrund der anhaltenden Pandemie-bedingten Restriktionen nur zaghafte Verbesserungen, die Frohnaturen setzen wiederum auf ein schnelles Revival durch die Einführung von Impfstoffen sowie fiskalpolitischer Unterstützungen. Während das vielerorts immer noch sehr gemächliche Impftempo allerdings den Konjunkturausblick kurzfristig nicht unbedingt anfeuern kann, bleibt das Tempo, mit dem die Notenbanken und Staaten Geld verteilen, atemberaubend hoch. Sowohl dies- als auch jenseits des Atlantiks sind die Geldhähne zuletzt noch einmal aufgedreht worden.
Billiges Geld und billionenschwere Konjunkturpakete sorgen nach einer neuesten Analyse der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) dafür, dass sich die Weltwirtschaft schneller erholen wird als zuletzt erwartet. Die Experten rechnen für 2021 mit einer Expansionsrate von 4.7 Prozent anstatt bisher 4.3 Prozent. Die Industriestaaten-Organisation OECD ist noch optimistischer und erwartet bereits in wenigen Monaten das Vor-Corona-Niveau. «Die globale Wirtschaftsleistung wird Mitte 2021 über das Niveau vor der Pandemie steigen», prognostiziert OECD-Chefvolkswirtin Laurence Boone. Beim globalen Bruttoinlandsprodukt erwarten die Experten für 2021 ein Wachstum um 5.6 Prozent, im Dezember hatten sie erst ein Plus von 4.2 Prozent auf der Rechnung. Der Aufschwung scheint aber nicht überall gleichzeitig anzukommen. Während beispielsweise die Baubranche frohlockt und die Autoindustrie Tempo aufnimmt, liegen andere Sektoren wie Tourismus und Luftfahrt noch relativ brach. Das lässt sich auch an den Aktienkursen ablesen. Die einen vollziehen V-förmige Rallyes, die anderen stolpern lediglich vor sich hin.
In der Underperformance könnte aber auch eine grosse Chance liegen. Denn grundlegend ist die Wirtschaft dabei, sich zu erholen, und das wird letztlich auch den zurückgebliebenen Sektoren Rückenwind verleihen – sei es organisch oder durch Stimulierungsmassnahmen. Es versteht sich von selbst, dass das nicht über Nacht geht, aber peu á peu könnten krisengebeutelte Branchen wie die Luftfahrt, die Gastronomie oder auch der Tourismus wieder auf die Füsse kommen. Erste Anzeichen gibt es bereits: So machte sich zuletzt bei der Online-Buchungsplattform Booking.com Hoffung breit. «In den letzten Wochen haben wir begonnen, einige Verbesserungen in den Buchungstrends zu sehen», teilte Konzernchef Glenn Fogel bei der Präsentation der Geschäftszahlen Ende Februar mit. In das gleiche Horn bläst die Unterkunfts- und Vermittlungsplattform Airbnb, die aufgrund der Fortschritte bei den Corona-Impfungen in diesem Jahr mit einer spürbaren Erholung der Reisebranche rechnet.
Noch eine etwas längere Durststrecke könnte die Luftfahrt vor sich haben. Laut dem Branchenverband IATA brach im Corona-Jahr 2020 das internationale Fluggeschäft um rund 76 Prozent ein. Dies sorgte allein bei den Airlines für einen aufsummierten Verlust von USD Mrd. 118. Noch lässt der Re-Start der Branche zwar auf sich warten – aufgrund der Virus-Mutationen herrschen noch immer zahlreiche Reisebeschränkungen –, allerdings steht die Industrie Gewehr bei Fuss. Mehr als 16'000 Flugzeuge bleiben mit ständiger Wartung am Boden, um den Betrieb sofort wieder aufnehmen zu können. Wie schnell es gehen kann, zeigte sich jüngst bei unseren Nachbarn. Als das deutsche Robert Koch-Institut die Balearen von der Liste der Risikogebiete strich, haben sofort zahlreiche Airlines wie Lufthansa, Condor, TUI oder auch Ryanair zusätzliche Flüge in die Ferienregion angekündigt. Einen Hoffungsschimmer verbreitete zuletzt auch der Weltverband IATA. Dieser rechnet im Juni mit einer Öffnung des transatlantischen Flugverkehrs.
Quelle: Statista
Quellen: IWF; OECD
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