Seit ziemlich genau zwölf Monaten dominiert das Corona-Virus sowohl das gesellschaftliche und politische Leben als auch das Geschehen an den Kapitalmärkten. An den Börsen kam rund um den traurigen Covid-Jahrestag ein zusätzliches Reizthema auf. Das lange verschollen geglaubte Inflationsgespenst geistert wieder durch die Handelssäle. Dort hat der Spuk seine Wirkung nicht verfehlt und eine Art Kettenreaktion ausgelöst: Der Gedanke an steigende Preise schürt die Sorge vor einem abrupten Ende der lockeren Geldpolitik. Diese wiederum führte zu einem deutlichen Rücksetzer an den Rentenmärkten. Die Kehrseite dieser Medaille bilden auf breiter Front anziehende Renditen. Dreh-und Angelpunkt sind hierbei die USA: Dort wirft der 10-jährige Treasury mit knapp 1.60% so viel ab wie seit über einem Jahr nicht mehr. Zwar verharrt die Eidgenossenschaft derselben Laufzeit weiter unter der Nulllinie. Mit ihrer Rendite ging es allerdings im bisherigen Jahresverlauf um knapp 29 Basispunkte auf zuletzt -0.24% nach oben (siehe Grafik 1).
Als zentrale Gradmesser für die Beurteilung der Inflation gelten die Verbraucherpreisindizes. Hier war zuletzt eine moderate Aufwärtstendenz zu beobachten. Beispiel Eurozone: Von August bis Dezember 2020 lagen die Konsumentenpreise in der Währungsunion jeweils unter dem Vorjahresniveau. Im neuen Jahr übertraf der Wert des von Eurostat analysierten Warenkorbes dagegen das Niveau von Januar und Februar 2020. Auch in den USA hatte der Preisauftrieb während der Hochphase der Coronakrise deutlich nachgelassen. Mittlerweile stellt das Bureau of Labor Statistics jedoch für die weltgrösste Volkswirtschaft wieder eine ausgeprägtere Inflation fest. Grafik 2 zeigt, dass sich die Verbraucherpreisindizes trotz allem deutlich unter dem von den Notenbanken angestrebten Niveau bewegen. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch das US-Fed arbeiten mit einer Zielmarke von rund 2%.
Trotz der bestehenden Diskrepanz sahen sich die Währungshüter diesseits wie jenseits des Atlantiks offenbar dazu gezwungen, die jüngste Entwicklung an den Kapitalmärkten zu kommentieren. Fed-Chef Jerome Powell bezeichnete den Renditeanstieg an einer Online-Veranstaltung des «Wall Street Journal» zwar als «bemerkenswert». Allerdings wollte er darin keine «ungeordnete» Bewegung ausmachen. Nach Ansicht von Powell würden mit dem Aufschwung die Preise anziehen. Als Auslöser bezeichnete er die einsetzende Konsumwelle nach dem Abebben der Pandemie. Da es sich dabei wahrscheinlich um einen Einmaleffekt handeln würde, rechnet Powell nicht mit einer Verfestigung des Preisauftriebs. Umso mehr bekräftigte der Fed-Präsident die ultralockere Geldpolitik. Selbst bei einem dauerhaften Aufschwung am Arbeitsmarkt würde die Notenbank nicht überstürzt agieren. «Ich erwarte, dass wir geduldig bleiben», erklärte Jerome Powell. Vergleichbare Töne kamen aus dem Frankfurter EZB-Tower – die Europäische Zentralbank versprach, weiterhin für günstige Finanzbedingungen zu sorgen.
Es muss sich zeigen, ob die Währungshüter den jüngsten Renditeanstieg mit dieser Haltung stoppen können. In jedem Fall scheinen sie den ausserhalb der Verbraucherpreisindizes vonstattengehenden Preisaufschwung in Kauf zu nehmen. Inflationäre Tendenzen zeigen sich bei den unterschiedlichsten Vermögenswerten. Wertpapiere (Aktien und Anleihen) sind genauso betroffen wie Sachanlagen (Immobilien und Rohstoffe). Nachdem nun auch die Konsumentenpreise ein Lebenszeichen geliefert haben, könnte für Investoren der Zeitpunkt gekommen sein, dem Erhalt der Kaufkraft eine verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen. Als probate Werkzeuge gelten dabei seit jeher Gold und Immobilien. «Sie sind jedoch nicht die einzigen Häfen, die man bei Inflationsturbulenzen ansteuern kann», stellen die Strategen von Swissquote fest. Vielmehr raten sie zu einem diversifizierten Engagement in materiellen und immateriellen Vermögenswerten. Aus dieser Einschätzung heraus ist der Swissquote Inflation Index entstanden. Passend zum aktuellen Umfeld umfasst die neue Benchmark einen breiten Mix an Assets, mit denen Anleger dem Inflationsgespenst die Stirn bieten können.
Quelle: SNB, Thomson Reuters Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.
Quelle: Statista, Thomson Reuters, USA: Wert für Februar 2021 = Konsensschätzung Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.
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