Am 24. September ist es wieder so weit: «Fridays for Future» ruft zum globalen Klimastreik auf. Weltweit werden dann Hunderttausende, vor allem junge Menschen, auf die Strassen gehen. Die von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg initiierte Bewegung dürfte diesen Termin bewusst gewählt haben. Schliesslich finden zwei Tage nach dem geplanten Aufmarsch in Deutschland die Bundestagswahlen statt. Gut fünf Wochen später beginnt in Glasgow die 26. UN-Weltklimakonferenz. Vom 1. bis zum 12. November möchte die Staatengemeinschaft in der schottischen Metropole mit dem Kampf gegen die Erderwärmung ernst machen. Im Mittelpunkt des Gipfels steht die konkrete Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Ende 2015 hatte die Konferenz in Frankreichs Hauptstadt die Begrenzung der Erderwärmung auf 1.5 Grad beschlossen. Um dieses zentrale Ziel zu erreichen, führt kein Weg an der Dekarbonisierung der Welt vorbei. Im Klartext: Die Netto-Treibhausgasemissionen sollten möglichst schnell auf null sinken.
Beim Gipfel von Glasgow sitzen die USA wieder mit am Verhandlungstisch. Als eine seiner ersten Amtshandlungen brachte Präsident Joe Biden die Supermacht Anfang Jahr zurück in das Abkommen von Paris. Wenig später verordnete er den Staaten ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen gegenüber dem Niveau von 2005 mindestens um die Hälfte schrumpfen. Bisher galt das von der Obama-Administration formulierte Vorhaben, den Ausstoss zwischen 26% und 28% zurückzufahren. «America is back», kommentierten die Analysten von J.P. Morgan die Zeitenwende im Weissen Haus. Ihrer Ansicht nach zeigt das Vorgehen, dass die USA unter Biden in der Klimapolitik eine globale Vorreiterrolle einnehmen möchten. Sie ständen bei diesem Ansinnen in direkter Konkurrenz zur Europäischen Union. Geht es nach Brüssel, dann wird Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent sein. Zwei Jahrzehnte früher möchte die EU ihre Netto-Treibhausgasemissionen um mindestens 55% unter den Stand von 1990 gedrückt haben. Wie das gehen soll, steht im Klimaschutzpaket «Fit for 55». Darin hat die EU-Kommission im Juli einen rechtlichen Rahmen für ihre ehrgeizigen Ziele formuliert.
Wenngleich die Pläne der verschiedenen Staaten und Regionen noch voneinander abweichen: Weitestgehend einig ist sich die Politik darin, dass dem Ausbau der erneuerbaren Energieträger im Kampf gegen den Klimawandel eine entscheidende Rolle zufällt. In den USA macht das Umdenken selbst vor den Zentren der Ölindustrie nicht Halt. Beispielsweise entsteht in Texas gerade der grösste Photovoltaikpark der USA. Ab 2023 soll das Samson Solar Energy Center über eine Kapazität von insgesamt 1.3 Gigawatt (GW) verfügen. Rein rechnerisch könnte das Kraftwerk damit rund 300'000 Haushalte mit grünem Strom versorgen. Neben der Sonne gewinnen Wind, Wasser und Geothermie für die Energieversorgung immer mehr an Bedeutung. 2020 erreichte die globale Kapazität sämtlicher regenerativer Kraftwerke laut Zahlen der International Renewable Energy Agency (IRENA) rekordhohe 2800 GW. Obwohl die Corona-Pandemie die Installation von Solarmodulen und Windrädern nicht gerade erleichterte, dehnte sich die Leistungsfähigkeit des Segments im vergangenen Jahr prozentual zweistellig aus (siehe Grafik).
Die regenerativen Quellen profitieren nicht nur vom klimapolitischen Ehrgeiz. Sie werden im Vergleich zu fossilen Brennstoffen auch immer wettbewerbsfähiger. «Solar-Photovoltaik und Wind sind in vielen Märkten in zunehmendem Masse die günstigsten Stromquellen», schreibt die IRENA in einer aktuellen Präsentation. Die Organisation belegt dieses Argument mit einem Blick auf die Preisentwicklung. Am stärksten sind die Gestehungskosten bei der Solartechnologie gefallen. Zwischen 2010 und 2020 schrumpften sie um rund 85%. Mit USD 0.057 bewegten sich die Kosten für die Erzeugung einer Kilowattstunde (kWh) Sonnenstrom vergangenes Jahr am unteren Ende der für fossile Energieträger dokumentierten Spanne (siehe Grafik). Hinter dieser Entwicklung verbergen sich massive Investitionen. Allein 2020 sind laut der IRENA weltweit USD Mrd. 524 in die Transformation der Energieversorgung geflossen. Knapp zwei Drittel davon entfielen auf die erneuerbaren Träger. Längst hat die Börse diesen Wachstumsmarkt für sich entdeckt. «Investoren antizipieren die Energiewende», stellt die IRENA fest. An den Finanzmärkten würde Kapital weg von den fossilen Brennstoffen hin zu den grünen Technologien umgeleitet. Gleichwohl haben die Aktien aus diesem Bereich in den vergangenen Monaten korrigiert. Neben Gewinnmitnahmen lasteten Probleme in den Lieferketten sowie steigende Zinsen auf dem Sektor. Gerade für langfristig orientierte Investoren könnte sich die Korrektur durchaus als Einstiegschance entpuppen.
Quelle: IRENA, Stand: August 2021
Quelle: IRENA, Stand: Juni 2021
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