Nicht erst seit der Negativzinsphase, welche die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Januar 2015 eingeläutet hat, ist die Dividende zum Renditemotor bei der Kapitalanlage geworden. Schon früh in den 1930er-Jahren erkannte der Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham, der als Vater der fundamentalen Wertpapieranalyse gilt, die wichtige Rolle der Gewinnausschüttungen. Seine noch bis heute oft zitierte These lautet: Anleger sollten nur jene Aktien kaufen, die sich Jahr für Jahr eine hohe Dividendenzahlung leisten können. Die Ertragsausschüttungen sorgen auf der einen Seite für regelmässige «Coupons», was in Zeiten weltweit historisch niedriger Zinsen ein zentraler Vorteil ist. Auf der anderen Seite leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Aktien-Performance. Nach Berechnungen von Allianz Global Investors wurde die Gesamtrendite des MSCI Europe zwischen 1975 und 2020 in Höhe von 11% p.a. zu rund 35% durch die Dividenden getragen.
Die Dividenden sind aber nicht nur Performance-Treiber, auch stellen sie eine festigende Grösse bei der Kursentwicklung dar. So lag die durchschnittliche Aktien-Performance nach dem Platzen der New-Economy-Blase im Zeitraum von 2000 bis 2005 im MSCI Europe bei jährlich minus 6.7%, die Dividendenrendite dagegen bei achtenswerten 2.2% p.a. Ein ähnliches Bild zeigte sich während der Finanzkrise zwischen 2005 und 2010. Einem «mickrigen» Plus von 1.1% p.a. bei dem Index stand ein Dividendenbeitrag von 3.6% gegenüber. Die Gewinnausschüttungen können einem Portfolio also eine beruhigende Stabilität verleihen.
Jetzt mechanisch auf Aktien mit einer hohen Ausschüttung respektive Dividendenrendite zu setzen, ist dennoch nicht zwingend zielführend. Es bedarf eines genauen Blicks hinter die Kulissen, um die wahren Dividendenhits aus dem breiten Aktienuniversum herauszufischen. Denn verschiedene Faktoren können zu einer überdurchschnittlichen Verzinsung führen, wie zum Beispiel ein starker Kursrückgang. Da sich die Rendite aus dem Verhältnis zwischen Dividende und Aktienkurs errechnet, sorgt eine sinkende Notierung für eine steigende Rendite. Auslöser eines stärkeren Kursrückgangs können operative Probleme im Unternehmen sein, die wiederum die Gewinnausschüttung schmälern. Auch Sonderausschüttungen, beispielweise nach einem Verkauf von Unternehmensteilen, können die Dividendenrendite in einem Jahr sprunghaft ansteigen, im Folgejahr dann aber wieder abfallen lassen. Daher ist ein entscheidender Punkt, wie nachhaltig eine Dividende bezahlt wird.
Eine lückenlose Ausschüttungshistorie zählt zu den vier systematischen Selektionskriterien der von dem renommierten Investor und Buchautor Christian W. Röhl ins Leben gerufenen DividendenAdel-Indizes auf die Schweiz und Deutschland. Des Weiteren entscheiden Ausschüttungsquote, Rendite und Wachstum über eine Aufnahme in den Strategie-Index. Doch der Reihe nach: In Bezug auf die Nachhaltigkeit kommen nur Unternehmen in Frage, die ihre Dividende mindestens drei Jahre in Folge nicht gekürzt haben. Darüber hinaus ist es zwingend notwendig, dass die Ausschüttung in den vergangenen zehn Jahren mindestens drei Mal erhöht wurde und auch im Vorjahr zugelegt hat. Hinsichtlich der Ausschüttungsquote schreibt die Methodik vor, dass über drei Jahre hinweg zwischen einem Viertel und drei Viertel der erzielten Gewinnsumme an die Aktionäre geflossen sein muss. Zu guter Letzt werden nur Titel in Betracht gezogen, deren Dividendenrendite über einen historischen Zeitraum von fünf Jahren einen kumulierten Wert von mehr als 1% p.a. aufweist. Dass sich diese ausgeklügelte Vorgehensweise auszahlt, zeigt ein Blick auf den Kursverlauf des DividendenAdel Schweiz Index. Seit dem Start am 3. Januar 2020 weist dieser einen Wertzuwachs von 11.6% auf und schneidet damit um 2.3 Prozentpunkte besser ab als der SMI.
Quellen: Allianz Global Investors
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