Wie viele andere deutsche Wörter geht die Bezeichnung «Kupfer» auf das Lateinische zurück. Die Römer nannten das Metall «aes cyprium», was übersetzt «Erz aus Zypern» bedeutet. Aus diesem ursprünglichen Begriff entstand das Wort «cuprum», woraus sich wiederum das Elementsymbol «Cu» ableitet. Den Nutzen von Kupfer hatten die Menschen lange vor dem Römischen Reich entdeckt. Gegenstände aus Bronze, der Verbindung von Kupfer und Zinn, wurden bereits vor mehr als 10'000 Jahren geformt. Heute ist das Metall mit dem typischen roten Glanz gefragter denn je. Eigenschaften wie eine hervorragende elektrische und thermische Leitfähigkeit sowie die besondere Korrosionsbeständigkeit machen das Industriemetall zu einem unverzichtbaren Rohstoff. «Ohne Kupfer wäre unser modernes Leben nicht möglich», stellt Europas grösster Kupferproduzent Aurubis fest. Das Einsatzspektrum reicht von der IT-Hardware über die Stromversorgung und Gebäudeheizung bis zum Fahrzeugbau.
Mit dem technologischen Fortschritt ist die Nachfrage stark gewachsen. In den 1980er-Jahren betrug die globale jährliche Kupferförderung rund 9 Mio. Tonnen. In der Zwischenzeit hat sich das Marktvolumen annähernd verdreifacht (siehe Grafik). Vor allem der wirtschaftliche Aufstieg Chinas ist dafür verantwortlich, dass der weltweite Kupferbedarf heute zu mehr als 70% aus Asien kommt (siehe Grafik). Das Reich der Mitte hat auch dafür gesorgt, dass der von der Corona-Krise ausgelöste Abschwung das strukturelle Nachfragewachstum nicht abwürgen konnte. Laut Zahlen der International Copper Study Group (ICSG) ist der globale Bedarf 2020 erstmals auf mehr als 25 Mio. Tonnen gestiegen. Das Plus ist einzig und allein auf China zurückzuführen, den grössten Abnehmer des Industriemetalls. Das führende Schwellenland hat im vergangenen Jahr 13% mehr Kupfer verbraucht. Ohne diesen Effekt wäre der weltweite Bedarf um ein Zehntel geschrumpft. Japan und die EU verzeichneten mit 15% respektive 11% den stärksten Rückgang.
Neben der schnellen wirtschaftlichen Erholung dürfte der starke Preisverfall – im ersten Quartal 2020 brach die Notierung um bis zu 23% ein – Peking zu Kupferkäufen bewegt haben. Der ICSG zufolge erhöhte China seine Importe im vergangenen Jahr um 38%. So sorgte die Volksrepublik dafür, dass der Kupfermarkt einmal mehr unterversorgt war. Das Angebot blieb um annähernd 600'000 Tonnen hinter der Nachfrage zurück. Neben Chinas Rohstoffhunger spielten bei diesem Defizit die Corona-bedingten Produktionsunterbrechungen eine Rolle. In der ersten Phase der Pandemie mussten viele Minen in den Shutdown. Nach Angaben der ICSG war Peru am stärksten betroffen – in dem südamerikanischen Land brach die Kupferproduktion 2020 um 12.5% ein. Dagegen hat sich der Abbau in Chile rasch erholt. Beim weltgrössten Kupferförderer gab der Ausstoss im Gesamtjahr um lediglich 1% nach.
Nach China sind weitere Regionen aus der wirtschaftlichen «Corona-Starre» erwacht. In diesem Umfeld hat sich der Kupferpreis in den vergangenen Monaten deutlich erholt. Der nächstfällige, an der London Metal Exchange (LME) gehandelte Future lugte Ende April zum ersten Mal seit zehn Jahren über die Marke von USD 10'000. Auf Sicht von einem Jahr hatte sich der Kontrakt damit um mehr als 90% verteuert. So mancher Analyst geht davon aus, dass die Preise weiter steigen. Für Aufsehen sorgte vor kurzem Goldman Sachs: Die US-Bank bezeichnete Kupfer in einer Studie als das «neue Öl». Nach Ansicht der Experten spielt das vielseitige Metall bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft eine zentrale Rolle. Das gelte insbesondere für die Erzeugung, Speicherung und Verteilung von erneuerbarer Energie. Goldman Sachs erwartet daher eine Versorgungskrise und gibt ein offensives Kursziel aus. 2025 könnte eine Tonne Kupfer an der LME USD 15'000 kosten.
e=erwartet; Quelle: International Copper Study Group Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.
Quelle: International Copper Study Group Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.