Viel war in den vergangenen Wochen in den Medien zum Thema Cannabis zu lesen. Zuerst sorgte eine Milliardenfusion in dem Sektor für Aufsehen, kurz darauf entdeckte die Reddit-Community auf ihrem WallStreetBets-Forum die Droge aus dem Hanf. Unter anderem die Hoffnung auf Gesetzesänderungen unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden feuerte den Reddit-Mob an. Die am meisten propagierte Aktie auf der Plattform war Tilray, deren Kurs sich Anfang Februar innerhalb weniger Tage mehr als verdoppelte. Die Spekulation rund um das Grasblatt ist aber nur die eine Seite der Medaille, auf der anderen reift der Sektor im Zuge fortschreitender Legalisierungstendenzen. So strich die WHO kürzlich Cannabis aus der Liste der gefährlichsten Drogen. Beobachter sehen dies als Zeichen, dass Hanf nicht nur als Heilmittel, sondern auch in immer mehr Ländern als Genussmittel freigegeben werden könnte. Beispielsweise ist Cannabis in Kanada wie auch in Uruguay bereits für den privaten Genuss erlaubt.
Der Konsum zum Vergnügen ist aber längst nicht alles, wofür die Jahrtausende alte Nutzpflanze steht. Sie besitzt auch eine heilende Wirkung. Das Spektrum von Cannabis ist breit gefächert und kommt bei zahlreichen Erkrankungen wie chronischen Schmerzen, Migräne oder auch bei Chemotherapien gegen Krebs zum Einsatz. Hanf hat je nach Dosierung verschiedene Eigenschaften und kann sowohl entspannend als auch entzündungshemmend wirken. Vor allem in den USA ist Marihuana im Gesundheitswesen bereits eine feste Grösse. Seit Kalifornien 1996 als Vorreiter die medizinische Verwendung erlaubte, sind 35 weitere Bundesstaaten hinzugekommen. Zuletzt stimmten im November 2020 die Wähler in Mississippi und South Dakota einer Massnahme zur Regulierung von Cannabis für medizinische Zwecke zu.
Mittlerweile kann insgesamt mehr als ein Drittel der Bevölkerung der USA ganz legal Cannabis erwerben. Das sorgt für kräftiges Wachstum: Prognosen zufolge wird sich der Umsatz mit pharmazeutischem Cannabis in Übersee zwischen 2019 und 2024 in etwa auf USD Mrd. 9.5 bis 11.7 verdoppeln. Der erlaubte Freizeitkonsum für Erwachsene soll sich in diesem Zeitraum sogar mehr als verdreifachen. Aber nicht nur in den USA ist Cannabis auf dem Vormarsch, rund um den Erdball nimmt die – vorrangig medizinische – Legalisierung zu. Länder wie Argentinien, Brasilien, Kanada, Chile, Kolumbien, die Tschechische Republik, Deutschland, Italien, Spanien oder auch das Vereinigte Königreich haben bereits ihren Segen dazu gegeben. Folglich zeigt auch die weltweite Nachfragekurve nach oben. Im Jahr 2024 gehen die Marktforscher der IMARC Group von einem globalen Volumen von USD Mrd. 44.4 aus. Darüber hinaus rechnen die Experten zwischen 2021 bis 2026 mit einer jährlichen durchschnittlichen Steigerung (CAGR) von 15.3%.
Cannabis-Liebhaber müssen sich derweil nicht mehr nur auf das Rauchen von Joints beschränken, sondern haben mittlerweile die Wahl zwischen einer zunehmenden Vielfalt von Produkten. Hanfmehl, Hanföl oder auch Hanftee – die Liste der erhältlichen Produkte mit Cannabidiol (CBD) oder Tetrahydrocannabinol (THC) wird immer länger. Insbesondere die Getränkeindustrie hat die Pflanze für sich entdeckt. So setzt beispielsweise der Spirituosenhersteller Constellation Brands voll auf diesen Trend und hat sich in den vergangenen Jahren eine Beteiligung an dem Cannabis-Spezialisten Canopy Growth von rund 40% aufgebaut. Experten bescheinigen dem Markt grosses Potenzial: Fortune Business Insights geht davon aus, dass sich das Volumen im Bereich Cannabis-Getränke bis zum Jahr 2027 auf USD Mrd. 8.5 erhöhen wird. Das entspricht einer CAGR von 50.9%. Vor allem die zunehmende Verbreitung von Gras auf dem noch relativ unerschlossenen «Mainstream»-Konsumentenmarkt könnte der Entwicklung Dynamik verleihen.
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