Sensationelle Erfolge konnte Varta in seiner mehr als 130-jährigen Historie bereits feiern: So lieferten die Batterien der Deutschen Ende der 1960er-Jahre die Energie für die Kamera von Neil Armstrong bei der Mondlandung. Rund 30 Jahre später sorgte Varta mit der Silber-Technologie für einen Quantensprung bei der Leistungsstärke und 2018 wurde das Unternehmen für den «Börsengang des Jahres 2017» ausgezeichnet. Nach der Ausgabe der Papiere für EUR 17.50 folgte eine atemberaubende Kursrallye. In der Spitze Anfang Dezember 2019 notierte das MDAX-Mitglied mehr als 600% über dem Emissionspreis. In den vergangenen Wochen kam es allerdings zu kräftigen Kursschwankungen.
Vom Rekordhoch bei EUR 128 tauchte die Notierung bis auf EUR 81 zurück. Anleger fragen sich zu Recht: Was ist passiert? Grundsätzlich ist die fortschreitende Digitalisierung eng mit dem Batteriekonzern verknüpft und eröffnet dadurch enorme Wachstumschancen. Denn nur weil es dem Unternehmen gelingt, eine höchstmögliche Energiedichte auf kleinstem Raum zu realisieren, sind viele Anwendungen wie Hörgeräte oder die neuesten In-Ear-Kopfhörer überhaupt möglich. Mit seinen Mikrobatterien ist Varta beispielsweise führend im Hörgerätemarkt. Zwar strebt das Unternehmen auch die Pole Position bei Lithium-Ionen-Batterien im Bereich der Wearables, insbesondere bei Hearables, an, allerdings nimmt dort die Konkurrenz spürbar zu. Und genau hier könnte das Problem liegen, denn Varta unterschätzte das Marktwachstum. Anstatt einer prognostizierten Steigerungsrate von rund 140% nahmen die Auslieferungen von Funkkopfhörern im vergangenen Jahr um 250% zu. Die Folge: Das Unternehmen konnte die hohe Nachfrage nicht bedienen, was vor allem die chinesische Konkurrenz auszunutzen wusste. Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Varta: Mittelständisches Energiebündel».
Während Varta mit Apple über einen besonders zuverlässigen Kunden verfügt, mit dem ein garantierter Volumenvertrag abgeschlossen wurde, griffen andere Elektronikkonzerne wie Samsung, Sony oder JBL auf Lieferanten wie Peer EVE oder Zenipower aus dem Reich der Mitte zurück. Allerdings gibt es für Varta diesbezüglich Hoffnung: Laut dem Unternehmen haben einige Batteriefirmen mehrere Patente der Schwaben verletzt. Die Traditionsfirma hat auch bereits reagiert und Abmahnungen verschickt und möchte zudem einstweilige Verfügungen erwirken. Ferner steht die Ausweitung der Fertigung auf der Agenda des Mittelständlers, um die Nachfrage besser bedienen zu können. Nach neuesten Aussagen von Varta-Chef Herbert Schein sollen bereits ab Ende 2021 jährlich 200 Mio. Zellen hergestellt werden können, zuvor hatte Varta eine Produktion von mehr als 150 Mio. Stück ab 2022 anvisiert. «Der Markt wächst überproportional schnell», erklärte Schein kürzlich im Gespräch mit dem Handelsblatt. Und Varta wachse noch schneller als der Markt. Analysten halten es sogar für möglich, dass der Konzern 2022/23 auf eine Kapazität von 350 Mio. Zellen kommen könnte. Zum Vergleich: 2018 waren es rund 80 Mio. Stück.
Die Investitionen in den Kapazitätsausbau verschlingen aber erst einmal viel Geld. Insgesamt EUR Mio. 255 nimmt Varta dafür in die Hand. Am Markt wird bereits spekuliert, dass die Investitionen noch höher ausfallen könnten und daher über kurz oder lang eine Kapitalerhöhung droht. Ferner liebäugelt Varta auch mit der Erschliessung neuer Geschäftsfelder wie beispielsweise der Autoindustrie. Jüngst ist das Unternehmen in ein von der EU gefördertes Konsortium zur Zellproduktion in Europa aufgenommen worden, zu dem unter anderem auch die beiden Autohersteller BMW und PSA gehören. Die Entwicklung zielt auf hoch innovative und nachhaltige Technologien für langlebigere Lithium-Ionen-Batterien ab.
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