Bisher löste der Begriff «Home-Office» bei vielen Menschen eher gemischte Gefühle aus. Besonders beliebt war die Arbeit von zu Hause eigentlich nicht. Angestellte fürchteten den Karriereknick, hatten Angst vor der sozialen Isolation oder wollten die Herausforderung der Trennung von Privatem und Beruflichem nicht angehen. Derweil fehlte es den Unternehmen mitunter am Vertrauen darauf, dass ihre Mitarbeiter im Home-Office tatsächlich die volle Leistung erbringen. Ausserdem verfügten sie nicht über die technischen Voraussetzungen respektive scheuten vor den entsprechenden Investitionen zurück. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: 2018 lag der Anteil der von zu Hause Arbeitenden in den meisten europäischen Ländern im einstelligen Prozentbereich. Für die Schweiz taxiert Eurostat die entsprechende Quote auf 4.1%. Stärker verbreitet war diese Beschäftigungsart dagegen in Österreich, Finnland sowie den Niederlanden (siehe Grafik).
Möglicherweise erlebt die Arbeitswelt in puncto Home-Office gerade eine Zeitenwende. Die rasante Ausbreitung des Coronavirus zwingt die Unternehmen dazu, ihre Mitarbeiter nach Hause zu schicken. Auch bei den Beschäftigten hat ein Umdenken eingesetzt. Dafür spricht eine aktuelle Erhebung des Bundesverbands Digitale Wirtschaft. «Drei Viertel der deutschen Angestellten liebäugeln mit Home-Office und digitalen Lösungen», fasst der BVDW die anlässlich der Corona-Pandemie zwischen dem 5. und dem 8. März bei 1'000 Teilnehmern durchgeführte Umfrage zusammen. Keine zwei Wochen später war diese Erwartungshaltung bereits Realität. Der Marktforscher Gartner hat sich am 17. März bei den Personalverantwortlichen von insgesamt 800 globalen Unternehmen umgehört: 88% der teilnehmenden Konzerne ermutigten oder forderten ihre Beschäftigten dazu auf, in das Home-Office zu wechseln. Ein Artikel auf handelszeitung.ch bestätigt das globale Bild für die Schweiz. Demnach arbeitet beispielsweise beim Versicherer Zurich rund die Hälfte der 4'600 inländischen Angestellten im Home-Office. Der Zürcher Standort von Google ist vollkommen verwaist – alle 4'000 Mitarbeiter gehen ihren Aufgaben in den eigenen vier Wänden nach. Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Home-office: Aufbruch in eine neue Arbeitswelt».
Als Technologieunternehmen dürfte Google über die nötige Infrastruktur verfügen. Für andere Arbeitgeber gilt es dagegen, die IT-Systeme aufzurüsten. «Kommunikationsnetzwerke wie VPN müssen funktionieren, die Sicherheit muss gewährleistet sein und die Bandbreite, ob beim Serverstandort oder bei den Mitarbeitern zu Hause, muss ausreichen», erklärte der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Startups, Christian Miele, gegenüber der Nachrichtenagentur Thomson Reuters. Einen zusätzlichen Schub könnte die aktuelle Situation dem Cloud-Segment verpassen. Die Auslagerung von Daten und Applikationen in die virtuelle Wolke ist ein zentraler Baustein für viele Home-Office-Lösungen. Schon jetzt wächst dieser Markt rasant: Gartner taxiert die weltweiten Umsätze im Bereich Cloud Computing für 2020 auf USD Mrd. 266.4. Behalten die Experten recht, hätte sich das Geschäft innert fünf Jahren um mehr als 150% ausgedehnt (siehe Grafik).
Neben Bandbreite und Speicherkapazitäten ist ein effektiver Telearbeitsplatz auf Online-Plattformen für den Workflow sowie auf bestimmte Hardware angewiesen. Alles in allem überrascht es nicht, dass sich Unternehmen, welche die unterschiedlichen Lösungen für das Home-Office liefern, im aktuellen Börsenausverkauf vergleichsweise robust entwickelt haben. Zum neuartigen Segment der «Working from home»-Aktien zählen Cloud-Spezialisten genauso wie die Anbieter von Videokonferenzen oder Softwareunternehmen, auf deren Tools Beschäftigte kommunizieren sowie Daten austauschen können. Beispielhaft zählt ein prominenter Schweizer Technologiekonzern zur Gruppe der möglichen Profiteure. Logitech liefert eine Vielzahl an Geräten für das effektive Home-Office – die Palette reicht von Bildschirmen und Tastaturen bis zu Headsets und Webcams. Passend dazu hat die Aktie nach einem Absturz in der ersten Märzhälfte zuletzt nach oben gedreht.
(Anteil der Beschäftigten – 15 bis 64 Jahre –, die normalerweise von zu Hause aus arbeiten)