Anfang November erlebte die Welt eine echte Geduldsprobe. Nach den Wahlen in den USA zog sich die Stimmenauszählung über Tage hin. In dieser turbulenten Phase flog einer der bekanntesten und erfolgreichsten US-Unternehmer erst einmal über den grossen Teich: Elon Musk landete auf dem nagelneuen Berliner Flughafen BER und machte sich von dort auf den Weg ins brandenburgische Grünheide. Am neuen Standort des Elektroautobauers führte der Chef persönlich Vorstellungsgespräche. Interessierte Ingenieure hatte Musk zuvor per Tweet aufgefordert, ihre Lebensläufe an Tesla zu senden. Die kleine Anekdote zeigt, dass die politischen Turbulenzen in der Heimat den Milliardär nicht von seiner Vision abbringen können. Elon Musk ist von der Zukunft und den Wachstumschancen der E-Mobilität mehr denn je überzeugt und schiebt diesen Megatrend mit seinem Unternehmen massiv an. Im kommenden Sommer soll die Produktion in Grünheide anlaufen.
Schon jetzt brummt das Geschäft beim Branchenprimus. Von Juli bis September 2020 lieferte Tesla knapp 140'000 Fahrzeuge aus. Das waren 44% mehr als im Vorjahreszeitraum und so viele wie nie zuvor in einem Quartal. Die US-Amerikaner stehen damit an der Speerspitze der weltweiten Ausbreitung der Elektromobilität. Laut Statista kletterte der globale Absatz an Stromfahrzeugen 2019 erstmals über die Schallmauer von 2 Mio. Stück. Ausgehend von 2012 bescheinigt das Statistikportal dem Markt eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 50.9% (siehe Grafik). Zwar ist der Anteil an der gesamten Fahrzeugproduktion – 2019 liefen weltweit gut 67 Mio. Personenfahrzeuge von den Bändern – noch relativ klein, doch China macht vor, wohin die Reise gehen könnte: 2019 stand das Reich der Mitte für etwas mehr als die Hälfte des weltweiten Absatzes an Elektroautos. (Siehe Grafik).
Bei der Umstellung des Verkehrs auf die E-Mobilität dürften andere Länder in den kommenden Jahren nachziehen. Statista verweist in einer Studie auf die Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA). Demnach sollen 2025 weltweit 14 Mio. Elektrofahrzeuge (Plug-in und Plug-in-Hybrid) verkauft werden. Fünf Jahre später sieht die Agentur bereits ein Absatzvolumen von 25 Mio. Stück. Die Autoren des Statista-Reports nennen drei zentrale Wachstumstreiber: Politik, Tesla-Effekt und fallende Batteriepreise. «Die Regierungen versuchen, ihre in verschiedenen globalen Vereinbarungen festgesetzten Emissionsziele zu erreichen», erklären die Experten. Diesbezüglich könnte der Sektor aus den USA schon bald einen kräftigen Impuls erhalten. Bekanntlich hegt Präsident Donald Trump Zweifel am Klimawandel. Einen Tag nach den Wahlen trat die vom Republikaner veranlasste Kündigung des Pariser Abkommens in Kraft. Aber so wie es aussieht, muss die Staatengemeinschaft beim Kampf gegen die Erderwärmung nicht lange auf die Supermacht verzichten. Der designierte Wahlsieger Joe Biden möchte als eine seiner ersten Amtshandlugen den Austritt rückgängig machen.
Bei den ehrgeizigen Dekarbonisierungsplänen des «President-elect» spielt die E-Mobilität eine wichtige Rolle. Als einen Hemmschuh für die Ausbreitung dieser Technologie hat das Biden-Team die Ladeinfrastruktur ausgemacht. Daher sollen in den USA bis Ende 2030 mehr als 500'000 neue öffentliche Ladestationen gebaut werden. Ausserdem sind steuerliche Anreize für den Kauf von Stromfahrzeugen geplant. Nach dem Willen des zukünftigen Präsidenten sollen dabei in den USA produzierte Autos den Vorzug erhalten. Profitieren dürfte von einer solchen Politik dennoch der Gesamtmarkt. Für Anleger könnten sich daher über die Wertschöpfungskette der E-Mobilität hinweg mehr denn je Chancen bieten. Am erwarteten Wachstum möchten neben den Fahrzeugbauern unter anderem auch die Batteriefabrikanten, die Lieferanten von Fahrzeugteilen und Elektronikkomponenten sowie die Spezialisten für die Ladeinfrastruktur teilhaben. Die Investmentexperten der Swissquote sind jedenfalls von diesem Trend überzeugt. Sie haben die «Themes-Trading»-Reihe gerade um ein aktiv verwaltetes «eMobility»-Portfolio erweitert.
Quelle: Statista, Stand: Juli 2020 Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.
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