In den kommenden Wochen ist es wieder so weit: Nach und nach tauchen die obligaten Jahresrückblicke in den Medien auf. Schon jetzt steht fest, dass die Corona-Pandemie das bestimmende Thema sämtlicher Retrospektiven sein wird. Gleiches gilt für den Blick nach vorne. Wenn demnächst Banken und Researchhäuser damit beginnen, ihre Einschätzungen für das kommende Jahr abzugeben, dürfte Covid-19 massgeblichen Einfluss auf die Prognosen haben. Neben dem makroökonomischen Ausblick hat das Virus auch die Gewinnerwartungen kräftig durcheinandergewirbelt. Viele Unternehmen sind im Zuge des Lockdowns von der Wachstumsspur abgekommen und mussten ihre Ziele anpassen. Dementsprechend erlebten die Aktienmärkte vor allem im Frühjahr eine markante Abwärtsrevision bei den Ergebnisschätzungen. Naturgemäss kann diese Entwicklung nicht ohne Folgen für die Dividenden bleiben. Als sich die Pandemie im Frühjahr immer stärker ausbreitete, setzte so manche Börsengesellschaft bei den Ausschüttungen den Rotstift an.
Es ist ein Dämpfer auf hohem Niveau. Laut Berechnungen von Janus Henderson erreichte die weltweite Dividendensumme 2019 das vierte Jahr nacheinander einen Rekord. Rund um den Globus kehrten die Unternehmen zusammen USD Bio. 1.43 aus – 3.5% mehr als im Jahr zuvor (siehe Grafik). Zwar hat sich das Wachstum damit abgeschwächt, doch fällt die längerfristige Bilanz nach wie vor stark aus. «Im zurückliegenden Jahrzehnt flossen weltweit Dividenden in Höhe von USD Bio. 11.4», erklärt Janus Henderson. Während sich die Summe laut dem Vermögensverwalter damit annähernd verdoppelt hat, legte sie Jahr für Jahr im Schnitt um 7.0% zu. Europa ohne UK – Grossbritannien bleibt wegen der dort typischerweise anfallenden hohen Sonderdividenden aussen vor – konnte im Zehnjahreszeitraum nicht mit dem globalen Tempo Schritt halten. Janus Henderson taxiert das Wachstum aber auf stattliche 53%. Schweizer Unternehmen zählen zu den Zahlmeistern des alten Kontinents. 2019 türmten sich in der Schweiz Ausschüttungen von insgesamt USD Bio. 39.3 auf (siehe Grafik).
Dieser hohe Betrag kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Dividendensumme hier zu Lande um knapp 2% geschrumpft ist. Dabei dürfte es bleiben. Selbst die grosse Bedeutung defensiver Unternehmen wird kaum verhindern können, dass die Gewinne der Schweizer Unternehmen im laufenden Jahr schrumpfen. Von dieser Rückwärtsentwicklung dürften die Ausschüttungen kaum verschont bleiben. Dem Status der Dividende als bedeutende Einkommensquelle kann dies keinen Abbruch tun. Laut FactSet beträgt die Dividendenrendite im SMI (trailing, 12 Monate) gut 3%. Auch wenn bei den 20 Large Caps schon mehr zu holen war, der 10-Jahres-Durchschnitt beträgt 3.5%: Allein der Vergleich mit den regelrecht verkümmerten Renditen im Obligationenmarkt macht diese Kennzahl weiterhin zu einem handfesten Argument für die Anlageklasse Aktien.
Angesichts der hinter zahlreichen Ausschüttungen stehenden Fragezeichen kommt es bei der Umsetzung einer Dividendenstrategie mehr denn je auf einen ganzheitlichen Ansatz an. Will heissen, neben der Rendite sollten weitere Parameter in die Aktienauswahl einfliessen. Dem Screening ganzer Märkte nach den attraktivsten Dividendenaktien hat sich Christian W. Röhl verschrieben. Hier bringt der Unternehmer und Autor mehr als zwei Jahrzehnte Börsenerfahrung mit. Auf seiner Research-Plattform «DividendenAdel» publiziert Röhl Statements, Strategien und Statistiken für eine langfristige Positionierung in ertragsstarken Aktien. Seit Anfang Jahr bilden zwei Benchmarks die von ihm entwickelte Strategie ab. Anfang Oktober hat Röhl die Zusammensetzung der DividendenAdel-Indizes für Deutschland und die Schweiz überprüft und angepasst. Auf diese Weise wurde einem völlig veränderten Umfeld Rechnung getragen. Damit sind die Gradmesser mit denjenigen Unternehmen bestückt, bei denen selbst in Krisenzeiten attraktive, kontinuierliche und wachsende Ausschüttungen möglich sind.