Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schnell die Grenzen zwischen realem und digitalem Leben verschwimmen können. Die vielerorts eingeführten «Social Distancing»-Regeln während und nach dem Lockdown führten dazu, dass sich die Gesellschaft neu organisieren musste. Ausgetauscht wird sich seither verstärkt über Video-Kommunikation, die Bildung per E-Learning vermittelt und die tägliche Fahrt in den Supermarkt gegen den Onlinehandel eingetauscht. Selbst wenn ein Impfstoff gefunden wird, werden viele der neuen, in den Alltag integrierten Verhaltensweisen mit hoher Wahrscheinlichkeit bleiben. SARS-CoV-2 hat also nicht nur zu einer Beschleunigung der Digitalisierung geführt, sondern neue Megatrends geformt und den Lebensstil der «Generation Internet» über alle Altersklassen hinweg salonfähig gemacht.
Ein bedeutender Gewinner der vielen in diesem Jahr erzwungenen Umbrüche ist der E-Commerce. Während stationäre Geschäfte in den vergangenen Monaten hohe Einbussen verkraften mussten, boomt der Onlinehandel. Laut einer aktuellen Onlinehändlerbefragung der ZHAW haben sowohl kleine als auch grosse Onlineshops von der Krise profitiert. Zu den Profiteuren zählte nicht nur der B2C-, sondern auch der B2B-Bereich. «Viele Onlineshops erlebten eine Umsatzsteigerung von bis zu 1500 Prozent und konnten sich vor Bestellungen kaum retten», erläutert Studienautor Darius Zumstein. Gemäss der Analyse geht die grosse Mehrheit der Schweizer Internethändler ebenfalls davon aus, dass die Corona-Krise ihnen langfristiges Wachstum beschert. Das veränderte Konsumentenverhalten dürfte sich auch weltweit positiv auf die Umsätze im E-Commerce auswirken. Die Experten von Shopify prognostizieren einen globalen E-Commerce-Umsatz im laufenden Jahr von USD Bio. 4.2 und einen Anstieg des Marktanteils im Einzelhandel um 2 Prozentpunkte auf 14.1 Prozent – Tendenz weiter steigend (siehe Grafik).
Der zunehmende Einkauf im Internet beflügelt auch andere Branchen wie beispielsweise die Lieferanten sowie auch die Zahlungsabwickler. Letztgenannte Branche profitiert zudem von dem Trend zum kontaktlosen Bezahlen an der Kasse. Betrug die Marktgrösse für mobiles Bezahlen im vergangenen Jahr USD Bio. 1.1, wird sie Schätzungen von Mordor Intelligence zufolge voraussichtlich bis 2025 ein Volumen von USD Bio. 4.7 erreichen. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum (CAGR) von 26.9 Prozent zwischen 2020 und 2025. Zu den führenden Payment-Anbietern zählt unter anderem Adyen, die bereits mehr als 15 Jahre in diesem Bereich aktiv ist. Im ersten Semester wickelten die Niederländer ein Transaktionsvolumen von EUR Mrd. 129.1 ab, 23 Prozent mehr als im Vorjahr.
Bei Essenslieferungen zeigte sich schon vor der Corona-Krise ein wachstumsstarker Trend. Zählte Branchenkrösus Delivery Hero im ersten Quartal 2018 rund 80. Mio. Orders, waren es im vierten Quartal 2019 bereits 216 Mio. Im Zuge der Pandemie beschleunigte sich die Nachfrage noch einmal enorm. Die Bestellungen für nach Hause gelieferte Pizza, Burger oder vegane Kost haben sich im zweiten Quartal im Vorjahresvergleich sogar verdoppelt. Auch auf der Umsatzseite macht sich der häufige Klick auf den Food-Button bemerkbar. Zwischen 2014 und 2019 legten die Erlöse von Delivery Hero im Durchschnitt um jährlich 70 Prozent zu. Nach einer Analyse von Statista geht das Wachstum der gesamten Branche in den kommenden Jahren munter weiter. 2019 wurden im globalen Food-Delivery-Segment rund USD Mrd. 107 umgesetzt, bis zum Jahr 2024 soll sich dieser Wert auf USD Mrd. 184 erhöhen.
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