Atomausstieg, Dieselfahrverbote und nun auch noch ein Plastiktütenverbot – die Deutschen schreiten in Sachen Klima weltweit voran. Letztgenanntes ist zwar noch nicht unter Dach und Fach, doch arbeitet Bundesumweltministerin Svenja Schulze gerade an einer gesetzlichen Regelung für dieses Verbot. Bereits sicher ist, dass die EU ab 2021 Einwegbecher, Strohhalme, Wattestäbchen und andere Wegwerfprodukte aus Plastik verbietet. Das sind bedeutsame Bestrebungen, schliesslich landen jedes Jahr rund zehn Millionen Tonnen Plastikmüll allein in den Ozeanen. Während immer mehr Regierungen dem Kunststoff den Kampf ansagen, steigen die Produktionsmengen weiter an. Experten zufolge kommen jedes Jahr rund 350 Millionen Tonnen des Materials neu dazu. Vor zehn Jahren waren es etwa 100 Millionen Tonnen weniger und vor 40 Jahren wurden gar erst 50 Millionen Tonnen produziert. Die Unternehmen, welche die höchste Menge an Plastik ausspucken, stammen aus der Getränke- und Nahrungsmittelindustrie. Ganz vorne stehen Coca-Cola und Nestlé. Allein der Brausekonzern stellt pro Minute 167’000 Einweg-Plastikflaschen her.
Trotz aller Verbote und Regulierungsmassnahmen geht das Beratungsunternehmen McKinsey in einer aktuellen Analyse davon aus, dass sich der weltweite Plastikmüllhaufen von derzeit rund 260 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2030 um gewaltige 80 Prozent erhöhen wird. Zugegeben, Plastik hat auch zahlreiche Vorteile: Es ist leicht, vielseitig und langlebig. Das ist auch der Grund, warum Kunststoff in unserer modernen Lifestyle-Gesellschaft allgegenwärtig ist. Die letztgenannte Stärke des Kunststoffs ist jedoch auch seine grösste Schwäche: Plastik ist nur sehr schwer wieder abbaubar. Beispielsweise zerfällt eine PET-Flasche erst innerhalb von 450 Jahren. Daher fällt dem effektiven Abfallmanagement eine wichtige Rolle zu. Unter anderem fordert die internationale Natur- und Umweltschutzorganisation WWF eine erweiterte Produzentenverantwortung. So sollen die Unternehmen, die Plastikprodukte in den Verkehr bringen, dafür sorgen, dass diese nicht nur verkauft, sondern auch gesammelt, sortiert und recycelt werden. Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Die Welt sagt Kunststoff den Kampf an».
Die heutige Recyclingquote bei Plastikverpackungen ist allerdings noch verschwindend gering. Laut dem «Plastikatlas 2019» der Heinrich-Böll-Stiftung liegt sie global erst bei 14 Prozent, wobei es sich dabei überwiegend um ein Downcycling zu minderwertigen Produkten handelt. Rund 40 Prozent des Kunststoffs enden auf Mülldeponien und 14 Prozent in Verbrennungsanlagen. Der Rest, und das ist immerhin noch knapp ein Drittel, verliert sich der Umwelt. Aufgrund des geringen Anteils des Kunststoffrecyclings gehen schätzungsweise 95 Prozent des Wertes von Plastikverpackungsmaterialien nach einem kurzen ersten Nutzungszyklus verloren – mit bedeutenden Verlusten für Wirtschaft und Umwelt.
Auch in Sachen Recycling prescht Deutschland voran: Das neue Verpackungsgesetz, das im Januar 2019 in Kraft getreten ist, sieht ab 2021 Recyclingquoten von 63 Prozent vor. Die Rohstoffwiederverwendung ist aber nicht die einzige Möglichkeit, den Plastikmüll einzudämmen. Auch stellt der Ersatz durch andere Materialien ein probates Mittel dar. In diesem Bereich wird derzeit eifrig geforscht. Ganze vorne stehen dabei Materialien, die aus nachwachsenden Rohstoffen stammen. Die sogenannten «Bio»-Kunststoffe werden beispielsweise aus Zuckerrohr, Mais oder auch Kartoffeln gewonnen. Aber auch Glas und Aluminium tauchen als Ersatz immer öfter auf. Beispielsweise lassen sich Getränkedosen, die zum Grossteil aus Aluminium bestehen, vollständig recyceln. Darüber hinaus kann durch die Wiederverwertung von Aluminium viel Energie gespart werden. Die Aufbereitung erfordert nur rund fünf Prozent der Herstellungsenergie für neues Aluminium.