Die Menschheit sagt der Erderwärmung den Kampf an. Beim globalen Klimastreik und am UN-Sondergipfel in New York hat sich dieser Eindruck zuletzt einmal mehr bestätigt. Eine zentrale Rolle spielen bei dieser Herkulesaufgabe die fossilen Energieträger. Sie gelten als Hauptverursacher der klimaschädlichen Treibhausgase. Trotz aller Bemühungen, den Verbrauch einzudämmen respektive die erneuerbaren Energiequellen Sonne, Wind und Wasser zu fördern, führt am Öl nach wie vor kein Weg vorbei. Tag für Tag werden weltweit rund 100 Mio. Barrel des schwarzen Goldes verbraucht. Allein in den vergangenen 5 Jahren hat der Bedarf um mehr als 7% zugenommen. «No peak in sight», schreibt die Internationale Energieagentur (IEA) in einer im März 2019 publizierten Marktprognose. Vor allem die beiden Emerging Markets China und Indien sorgen mit ihrem immensen Energiehunger dafür, dass der Höhepunkt des Ölbedarfs nicht absehbar ist.
Anders als lange befürchtet führt diese Entwicklung noch nicht dazu, dass eine Knappheit entsteht. Im Gegenteil: Seit Anfang 2018 hat die globale Ölproduktion die Nachfrage laut Zahlen der U.S. Energy Information Administration (EIA) in jedem Quartal übertroffen. In ihrer Prognose bis Ende 2020 geht die Behörde von einem Fortbestand der Überschüsse aus (siehe Grafik I). Hauptverantwortlich für die komfortable Versorgungslage sind die USA. Mit dem massiven Ausbau der Schiefergasproduktion haben die Staaten ihre Ölproduktion in den vergangenen Jahren forciert. Die EIA erwartet für das laufende Jahr einen durchschnittlichen täglichen Ausstoss von mehr als 13 Mio. Barrel. Damit hätte sich die US-Produktion innert 8 Jahren mehr als verdoppelt (siehe Grafik II). Der IEA zufolge führt diese Entwicklung zu einer Epochenwende. Die Agentur erwartet, dass die USA 2021 Netto-Exporteur von Öl sind. Waren die Staaten zuvor 75 Jahre lang auf Einfuhren angewiesen, erreichen sie jetzt als Ölnation Augenhöhe mit Russland und Saudi-Arabien. Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Ölmarkt: Brisantes Wechselspiel beim schwarzen Gold».
Dieses Duo steht an der Spitze der so genannten OPEC+. Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder stemmt sich zusammen mit Russland und weiteren Fördernationen gegen das globale Überangebot. Mit Hilfe von Förderkürzungen hat die Allianz das Angebot verknappt und damit den Ölpreis gestützt. Neben Nachfrage und Produktionsmengen spielen die konjunkturelle sowie geopolitische Grosswetterlage entscheidende Rollen für das Auf und Ab beim schwarzen Gold. Seit Monaten blicken die Rohstoffmärkte gebannt in Richtung Mittlerer Osten. Angriffe auf Öltanker und verbale Scharmützel zwischen den USA und dem Iran sorgten für Aufsehen. Zunächst überlagerten das hohe Angebot und die sich eintrübenden Wirtschaftsaussichten das Risiko von Versorgungsausfällen. Anfang Monat hat sich das schlagartig geändert: Drohnenangriffe auf die saudische Ölindustrie lösten einen lange nicht gesehenen Preisschock aus. Die Attacken führten zum Ausfall einer täglichen Produktionsmenge von 5.7 Mio. Fass, was rund 5% der globalen Fördermenge entspricht. Daraufhin verteuerte sich ein Barrel der Nordseegattung Brent um bis zu knapp ein Fünftel.
Zwar konnte das Königreich die Märkte rasch beruhigen: Bereits Ende September sollen die Schäden behoben sein und das Produktionsniveau von vor den Angriffen erreicht werden. Dennoch zeigt der Vorfall, wie fragil die Lage in der Region und damit auch das globale Wechselspiel aus Ölangebot und -nachfrage ist. Gleichzeitig wurde die besondere Bedeutung des Energieträgers für eine Reihe von Sektoren deutlich. Beispiel Luftfahrt: Die Aktien der stark von den Kerosinpreisen abhängigen Airlines gerieten am ersten Handelstag nach den Angriffen besonders stark unter Druck. Derweil waren die Anteilsscheine der grossen Ölmultis gefragt. Der STOXX Europe 600 Oil & Gas Index legte am 16. September gegen einen schwachen Börsentrend um annähernd 3% zu. Fazit: Um ein bestimmtes Ölpreisszenario zu verfolgen, müssen sich Anleger nicht zwingend am Rohstoff-Terminmarkt positionieren. Die Aktien der an den Energieträger gekoppelten Sektoren bieten eine Alternative.
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