Mit einem grossen Festakt ist Mario Draghi Ende Oktober als Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) verabschiedet worden. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel liess es sich genauso wenig nehmen, an dem Anlass beizuwohnen, wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder Italiens Staatschef Sergio Mattarella. In ihren Reden waren die Politiker voll des Lobes für Draghi. «Du hast die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank bewahrt und gelebt und die Währungsunion gestärkt», erklärte Angela Merkel. In der Tat hat sich Draghi mit aller Macht gegen die Eurokrise gestemmt. Unvergessen ist dabei eine im Sommer 2012 in London gehaltene Rede. Die EZB werde im Rahmen ihres Mandats alles Nötige tun, um den Euro zu retten, erklärte der Italiener damals. Viele Experten sehen das «Whatever it takes»-Statement als Wendepunkt in der Krise. Mehr oder weniger zeitgleich mit diesem Versprechen senkte die EZB ihren Leitsatz zum ersten Mal auf weniger als 1%. In fünf weiteren Schritten drückte die Zentralbank den Zins auf die Nullmarke – dort verharrt er seit März 2016.
Zwischenzeitlich sah es danach aus, als könne Draghi am Ende seiner Amtszeit die geldpolitische Straffung einläuten. Doch Brexit-Chaos und Handelsstreit machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Jetzt geht der 72-Jährige als erster EZB-Präsident in die Geschichte ein, unter dessen Ägide es zu keiner einzigen Zinserhöhung kam. Nachfolgerin Christine Lagarde dürfte am ultralockeren Kurs bis auf weiteres kaum etwas ändern. Während die US-Notenbank mit drei Zinssenkungen nacheinander gerade eine Kehrtwende vollzogen hat, ist auch bei der Schweizerischen Nationalbank kein Ende der ultralockeren Gangart in Sicht. Zuletzt stellte SNB-Direktoriumsmitglied Martin Schlegel sogar eine neuerliche Senkung in den Raum. Sollten andere Notenbanken wie Fed oder EZB ihre Schlüsselsätze weiter herunterschrauben, werde auch die SNB Schritte prüfen, sagte er auf einer Veranstaltung in Zürich. Schon jetzt liegt der Schlüsselsatz im Frankenraum mit -0,75% deutlich unter dem Niveau der Eurozone respektive der USA (siehe Grafik). Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Negativzinsen: Das lange Undenkbare wird zur Realität».
Ab dem 1. November hat die SNB die aus ihrer Politik resultierende Belastung für die Banken etwas abgemildert. Dazu wurde der Freibetrag erhöht, für den keine negativen Zinsen anfallen. Gleichwohl schlägt die Abgabe immer mehr auf die heimischen Sparer durch. Im Klartext: Anleger gehen im festverzinslichen Bereich nicht mehr nur leer aus, sie müssen mit Abzügen rechnen. «Wie dies andere Banken bereits seit längerem handhaben, führt auch die Credit Suisse Negativzinsen für Kunden mit sehr hohen Franken-Barbeständen ein», erklärte die zweitgrösste Bank des Landes vor kurzem gegenüber dem SRF. Die Gebühr gilt sowohl für Privat- als auch für Firmenkunden mit Barbeständen ab CHF Mio. 2. Beträge, welche diese Schwelle überschreiten, werden mit einem Obolus von -0.75% belastet. Während die Massnahme im Firmenkundenbereich bereits ab dem 15. November gilt, tritt sie bei Privat- oder Sparkonten ab dem 1. Januar 2020 in Kraft.
Um den Negativzins zu umgehen, müssen Anleger nach Alternativen Ausschau halten. Attraktive Erträge haben in der seit Jahren währenden Zinsflaute die Aktienmärkte abgeworfen. Dazu zählten sowohl Kursgewinne als auch die Ausschüttungen der Unternehmen. Mitunter werden die Dividenden bereits als der «neue Zins» bezeichnet. Allerdings schreckt so mancher Sparer vor den Risiken der Börsen zurück. Eine Art Mittelweg bieten strukturierte Produkte. Mit diesen Instrumenten lässt sich das Potenzial der Anlageklasse abgreifen und gleichzeitig das Kapital zumindest teilweise schützen. Im Barrier Reverse Convertible kommen beide Prämissen zusammen. Diese Struktur zahlt einen garantierten Coupon. Solange die zugrunde liegenden Aktien oder Indizes nicht auf oder unter eine vorab fixierte Schwelle fallen, zahlt der Emittent das Nominal zum Verfall vollständig zurück.