Eine Vielzahl von Faktoren sorgt derzeit für verstärkte Ängste an den internationalen Finanzmärkten. Auf der einen Seite sind es globale Konjunktursorgen, die durch den Handelsstreit zwischen den USA und China stetig zunehmen. So hat der Internationale Währungsfonds (IWF) jüngst seine Wachstumsvorhersage für die Weltwirtschaft für 2019 das vierte Mal in Folge gesenkt. Erwartet wird nun ein Plus von 3.0%, bisher hatte der IWF einen Zuwachs von 3.2% in Aussicht gestellt. Aber auch die ungewissen Folgen des Brexit sowie zum Teil ernüchternde Unternehmensergebnisse hemmen die Finanzmärkte. Doch wie heisst es so schön: «Des einen Leid, des anderen Freud.» Die aktuellen Brandherde machen Gold wieder als Geldanlage attraktiv. Der Preis pro Unze avancierte seit Jahresbeginn um rund 16%.
Ebenfalls mehr Glanz bescheren dem Edelmetall die veränderten Zinszyklen. Anders als noch Ende letzten Jahres geplant, hob die US-Notenbank Fed die Leitsätze 2019 nicht weiter an, sondern drehte den Geldhahn wieder auf. Bereits zwei Senkungen haben die Währungshüter vorgenommen, zu einer weiteren könnte es nun auf der Oktobersitzung kommen. Aktuell gehen laut dem «Fed Watch Tool» der CME 85% der Marktteilnehmer davon aus, dass es am 30. Oktober zu einer Reduzierung der Leitsätze um 25 Basispunkte kommen wird. Niedrige Zinsen spielen dem Goldpreis in der Regel in die Hände, denn das Edelmetall lockt mit dem Versprechen von Sicherheit und Wertsteigerung. Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Begehrtes Edelmetall: Gold im Aufwind».
Die Gold-Produzenten profitieren von steigenden Notierungen. Zuletzt sind einige Branchenvertreter sogar bereits vorausgelaufen, wie zum Beispiel Barrick Gold. Der Wert des in Kanada beheimateten Konzerns erhöhte sich im laufenden Jahr bereits um knapp 30%. Engpässe in der Förderung könnten das Edelmetall und somit auch die Goldminen weiterhin glänzen lassen. So geht beispielsweise die Produktion im einstigen Vorzeigeland Südafrika kontinuierlich zurück. Das hat einen Grund: Die Branche kämpft in dem Land mit steigenden Kosten. Da die Vorkommen an der Oberfläche allmählich erschöpft sind, müssen die Unternehmen immer tiefer bohren. Aber nicht nur durch eine aufwändigere Förderung nehmen die Belastungen zu, auch die Kosten für Strom sowie die Löhne haben sich zuletzt deutlich erhöht. Laut einer Studie der Boston Consulting Group könnte sich die Goldproduktion in Südafrika bis 2030 nahezu halbieren. Wohl denen, die wie Barrick Gold ihre Minen auf über 20 Länder auf allen fünf Kontinenten verteilt haben.
Laut dem Branchenverband World Gold Council (WGC) ist die aktuelle Nummer eins bei der Förderung China. Aber nicht nur in der Herstellung ist das Reich der Mitte führend, auch bei der Nachfrage gibt das Land den Ton an. Vor allem von staatlicher Seite wurde zuletzt Gold in grossen Mengen erworben. Aber auch andere Währungshüter greifen verstärkt zu. Insgesamt haben die Zentralbanken weltweit in den ersten sechs Monaten 374 Tonnen Gold gekauft. Dem WGC zufolge waren dies die höchsten Nettokäufe seit dem Beginn der Aufzeichnungen 2010. Auch das Interesse der Investoren an dem gelben Metall ist weiterhin hoch. Dies lässt sich am besten an den kontinuierlichen ETF-Zuflüssen beobachten. Mehr als zwei Wochen in Folge verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs zwischen Ende September und Anfang Oktober ununterbrochene Zuflüsse.