Gemächliche Gangart ...
Chinesische Drachen sind mächtige Symbole in der chinesischen Kultur. Doch von dieser jahrtausendealten Legende ist aktuell nicht mehr viel zu sehen – zumindest in Bezug auf die Konjunktur. Die heile Welt der ewigen Wachstumslokomotive China bekam zuletzt nämlich Risse. In 2018 expandierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur noch um 6.6 Prozent, die niedrigste Rate seit rund drei Jahrzehnten. Im Vorjahr waren es noch 6.9 Prozent gewesen. Das ist umso dramatischer, da das Wohlergehen des Reichs der Mitte für die globale Wirtschaft von grösster Bedeutung ist, allein schon aufgrund der schieren Grösse und seinem Gewicht im Welthandel. Auch die Aussichten für 2019 sind getrübt: Der chinesische Volkskongress hat auf seiner jüngsten Jahrestagung das in den Medien kursierende Wachstumsziel in Höhe von 6.0 bis 6.5 Prozent bestätigt. Die Frage ist nun: Erreicht Chinas Konjunktur im laufenden Jahr ihren Tiefpunkt?
... schnelle Reaktion
Peking wäre nicht Peking, wenn es nicht rasch auf die Situation reagieren würde. Ebenso wie in der letzten Krise 2015 hat die Regierung ein Massnahmenbündel zur Unterstützung geschnürt, welches unter anderem die Senkung der Abgabenlast vorsieht. Wichtigste Bereiche sind die Reduzierung der Mehrwertsteuersätze sowie der Sozialabgaben – durchaus positive Entscheidungen, denn damit unterstreicht das Land seinen Willen, die Privatwirtschaft und den Konsum zu stärken. Zudem sollen Infrastrukturinvestitionen gestärkt werden und kleine Unternehmen einen leichteren Zugang zu Bankkrediten erhalten. Dies zeigt, dass die Regierung alles daran setzt, bei ihrem mittelfristigen Wachstumsziel von 6.5 Prozent für die Jahre bis 2020 nicht zu enttäuschen. Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «China: Der Drache kehrt zurück».
Gegenspieler USA
Mitschuld an der aktuellen Wachstumsdelle im Reich der Mitte trägt US-Präsident Donald Trump. Dieser zettelte einen Streit mit Xi Jinping an, indem er China unfaire Handelspraktiken und Diebstahl geistigen Eigentums vorwarf. Daraufhin haben die beiden grössten Volkswirtschaften der Welt damit begonnen, sich gegenseitig mit hohen Strafzöllen zu überziehen. Aufgrund des Konflikts mit den USA setzt der Exportweltmeister darauf, dass der Binnenmarkt besser in Schwung kommt. Hier sorgte das Land soeben mit einer ungewöhnlichen Aktion für Aufsehen: Um die Kauflaune der Verbraucher zu steigern, können diese nicht nur den Tag der Arbeit am 1. Mai freinehmen, sondern gleich bis zum 4. Mai Urlaub machen. Zudem zeichnet sich auch eine Einigung im Handelsstreit ab. Berichten zufolge sollen sich beide Seiten deutlich angenähert haben. US-Medien rechnen mit einem Deal Ende April.
Das grosse Bild
Jahrelang galt China als die Werkbank der Welt, doch diesen Ruf möchte das Reich der Mitte ein für alle Mal hinter sich lassen. Um das zu erreichen, hat sich die Regierung ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: 2049, zum 100. Jahrestag der Volksrepublik, soll China die weltweit grösste Industrienation sein. Auf dem Weg dorthin hat Peking einen ambitionierten Plan ins Leben gerufen: «Made in China 2025». Dieser sieht vor allem eine zunehmende Automatisierung der Fertigung vor. Dass den Worten Taten folgen, zeigt sich beim Verkauf von Robotern. Noch liegt die Volksrepublik mit 68 Maschinenmenschen pro 10’000 Beschäftigten im internationalen Vergleich zwar nur auf Platz 23, doch nimmt die Roboterdichte nirgendwo auf der Welt so schnell zu wie im Reich der Mitte. Die International Federation of Robotics (IFR) erwartet, dass chinesische Fabriken 2019 vier von zehn weltweit produzierten Robotern abnehmen werden. Zudem möchte das Reich mit der «neuen Seidenstrasse» den Handel mit anderen Kontinenten ausbauen. Auch dieser Plan nimmt Formen an: Jüngst hat Italien mit Präsident Xi Jinping milliardenschwere Absichtserklärungen für das gigantische Infrastrukturprojekt unterzeichnet.
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China: BIP Wachstum