In kaum einem anderen Markt ist derzeit so viel Bewegung wie bei Cannabis. Ein entscheidender Treiber dabei ist die rasch voranschreitende Legalisierung der seit Jahrtausenden bekannten Pflanze. Im Jahr 2014 hatte Uruguay als weltweit erster Staat den Anbau und Verkauf von Marihuana unter staatlicher Kontrolle erlaubt. Auch in neun US-Bundesstaaten ist Cannabis als «Freizeitdroge» bereits erlaubt und in Ländern wie den Niederlanden und Spanien zum Teil geduldet. Im September legalisierte zudem das südafrikanische Verfassungsgericht den privaten Konsum von Cannabis am Kap der Guten Hoffnung. Als erste führende Industrienation der Welt prescht nun Kanada voran. In dem flächenmässig zweitgrössten Land der Erde beginnt am 17. Oktober der legale Verkauf von Cannabis. Damit öffnet sich ein riesiger Markt. Bereits 2017 wurden knapp 23 Mrd. Tonnen Cannabis allein in Toronto konsumiert. Die Analysegesellschaft New Frontier Data geht davon aus, dass der kanadische Markt bis zum Jahr 2025 ein Volumen von 9.2 Mrd. kanadische Dollar erreichen könnte.
Unterstützung könnten die Befürworter schon bald von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekommen. Aktuell steht Cannabis laut einem UN-Abkommen aus dem Jahr 1961 auf einer Liste mit giftigen Substanzen. Auf dem 40. Treffen des Expertenkomitees zur Drogenabhängigkeit (ECDD) Mitte dieses Jahres stellten die Fachleute nun aber klar, dass es keinerlei Nachweise dafür gibt, dass der Konsum von dem in der Pflanze enthaltenen Cannabidiol (CBD) süchtig macht oder die Gesundheit ruiniert. Ganz im Gegenteil: Im medizinischen Bereich ist die Erforschung von CBD weit vorangeschritten, insbesondere in der Behandlung von Epilepsie. Die WHO empfiehlt deshalb, CBD aus dieser Liste zu streichen. Im November kommt das ECDD erneut zusammen, um ein endgültiges Urteil zu fällen. Angesichts der aktuellen Zwischenergebnisse gehen viele Marktbeobachter davon aus, dass das Komitee empfiehlt, Cannabis nach internationalem Recht neu zu bewerten. Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Cannabis: Eine Branche im Rauschzustand».
Das grüne Kraut wird aber nicht nur zu medizinischen Zwecken oder zum Rauchen verwendet, immer mehr Industriezweige springen auf den Cannabistrend auf. So haben zuletzt auch die Getränkehersteller, allen voran die Brauereien, das grosse Potenzial entdeckt. Beispielsweise plant Molson Coors, der fünfgrösste Brauereikonzern der Welt, über ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem kanadischen Cannabisproduzenten Hydropothecary alkoholfreie Cannabisgetränke zu verkaufen – ein Geschäftszweig, den auch Heineken für sich entdeckt hat. Ende Juni brachte Lagunitas, ein kalifornischer Craft-Brauer, an dem die niederländische Brauerei zur Hälfte beteiligt ist, ein alkoholfreies Getränk mit dem Cannabinoid THC auf den Markt. Seine Fühler in diese Richtung streckt zudem der weltgrösste Weinkonzern und Corona-Brauer Constellation Brands mit dem jüngsten Einstieg beim kanadischen Cannabiszüchter Canopy Growth aus. Und «last but not least» denkt wohl auch noch der Getränkeriese Coca-Cola darüber nach, in das Geschäft mit cannabishaltigen Getränken einzusteigen. Laut einem Bericht des kanadischen Finanznachrichtensenders «BNN Bloomberg» spricht der US-Konzern aktuell mit dem drittgrössten kanadischen Hersteller Aurora Cannabis über eine mögliche Entwicklung eines Cannabis-Drinks.
Aufgrund der derzeit laufenden Legalisierungswelle könnte Cannabis schon bald in vielen Bereichen des Lebens eine Rolle spielen. Neben dem bereits erwähnten persönlichen «Kiffer»-Genuss sowie den medizinischen Produkten und Getränken dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die Nahrungsmittel in den Vordergrund rücken. So haben beispielsweise 51 Prozent der Kanadier Interesse daran, Süssgebäck wie Cookies mit Cannabis zu verspeisen. Rund jeder Vierte kann sich den Stoff auch im Honig oder Eis vorstellen. Tim Moore, CEO von Xanthic Biopharma, hält Esswaren für die bevorzugte Verzehrmethode für Cannabis, weil sie tragbar und diskret sind und nicht das gleiche Stigma aufweisen wie ein Joint: «Wir denken, dass die Esswaren in den nächsten Jahren ein grosser Teil des Geschäfts in Kanada werden.» Die Vielzahl an Möglichkeiten dürfte die Cannabisausgaben weltweit nach oben treiben. Nach Prognosen von Constellation Brands könnte der legale Handel mit Cannabisprodukten in den kommenden 15 Jahren auf mehr als 200 Mrd. US-Dollar in die Höhe schnellen. Zum Vergleich: 2016 lagen die globalen Cannabisausgaben bei etwa 14 Mrd. US-Dollar. Schätzungen zufolge haben im gleichen Jahr circa 234 Mio. Menschen rund um den Erdball Marihuana konsumiert.
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