Seit annähernd zwei Jahren hält der Dieselskandal die deutsche Automobilindustrie in Atem. Was im September 2015 mit der durch Volkswagen offen eingeräumten Manipulation von Abgaswerten begann, gefährdet mittlerweile den Ruf des gesamten Sektors – mit dramatischen Folgen für die Aktienkurse: Gegen den positiven Markttrend mussten die deutschen Autobauer im bisherigen Jahresverlauf deutlich Federn lassen. Anfang des Monats trafen sich Politik und Industrie in Berlin zu einem Dieselgipfel. Dabei sagten die deutschen Hersteller zu, bei 5.3 Mio. Fahrzeugen ein Software-Update vorzunehmen, um den Schadstoffausstoss zu reduzieren. Ausserdem kündigten die Autobauer Anreizprogramme an. Auf diese Weise sollen Kunden zum Umstieg von älteren Dieselautos auf Fahrzeuge mit moderner Abgasreinigung oder Elektroautos motiviert werden. Ob der Sektor mit diesen Massnahmen den Vertrauensverlust stoppen kann – im Juli brachen die Diesel-Neuzulassungen in Deutschland um nahezu 13% ein –, muss sich erst noch zeigen.
Derweil dominieren bei der Konkurrenz aus China sowohl hinsichtlich der Absätze als auch an der Börse die positiven Vorzeichen. Das gilt auch und gerade für Geely Automobile Holdings. Der im Hang Seng Index vertretene Konzern notiert annähernd 150% über dem 2016er-Ultimo. Gleichzeitig wächst das 1998 gegründete Unternehmen operativ kräftig: Von Januar bis Juli 2017 verkaufte Geely 530‘627 Fahrzeuge und steigerte damit das Volumen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 89%. Zwar spielt sich das Geschäft grösstenteils in China ab, doch das Unternehmen hinterlässt längst auch im internationalen Automobilmarkt einen Fussabdruck. Seit 2010 zählt Volvo zur Zhejiang Geely Holding Group, dem dominierenden Gesellschafter von Geely Automobile. Das schwedische Unternehmen liess vor kurzem mit folgendem Vorstoss aufhorchen: Bereits ab 2019 sollen sämtliche neuen Volvo-Modelle mit einem Elektro- oder Hybridantrieb ausgestattet sein. Hier geht es direkt zu Anlagelösungen passend zum Thema «Geely Automobile Holdings: Imposante Wachstumsstory aus Fernost».
«Diese Ankündigung markiert das Ende des nur mit Verbrennungsmotoren angetriebenen Autos», kommentierte Volvo-CEO Hakan Samuelsson die strategische Entscheidung. Konkret sollen zwischen 2019 und 2021 fünf neue Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb an den Markt gebracht werden. Hinzu kommt eine Reihe von Hybridmodellen – neben der Batterie verfügen diese auch über einen Verbrennungsmotor. «Das heisst, dass es in Zukunft keine Volvo-Autos ohne Elektromotor geben wird», sagte der Topmanager. Die Schweden können bei ihren Plänen nicht nur auf die Kapitalkraft des Mutterkonzerns setzen. Sie teilen zudem das Know-how mit Geely. Das zeigen zwei Anfang des Monats ins Leben gerufene Gemeinschaftsunternehmen. Über die beiden Joint Ventures sollen Europäer und Chinesen einen einfacheren Zugriff auf die Technologie des jeweils anderen Partners erhalten. Neben Synergie- und Skaleneffekten steht die E-Mobilität im Fokus der Vereinbarung. Die Entwicklung der nächsten Generation elektrisch betriebener Fahrzeuge soll sich beschleunigen.
Dieser Schritt zeigt, dass die Chinesen die Zukunft des Automobilsektors aktiv mitgestalten und das Feld nicht einfach Tesla überlassen wollen. Das Unternehmen aus Kalifornien gilt als der E-Mobility-Pionier schlechthin. Mit dem Model 3 möchte Tesla demnächst in die Massenproduktion einsteigen. Allerdings schreibt der Konzern tiefrote Zahlen. Im zweiten Quartal verbuchte Tesla einen Rekordverlust von USD 336.4 Mio. Experten rechnen damit, dass der Kapitalbedarf des Unternehmens im laufenden Jahr USD 2 Mrd. erreicht. Derweil ist Geely schon jetzt profitabel. 2016 steigerte das Unternehmen den Überschuss um 126% auf umgerechnet USD 760 Mio. Gleichzeitig dehnten sich die Barreserven um nahezu zwei Drittel auf USD 2.22 Mrd. aus.
Quelle: Geely, Reuters 2017. Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen