Die Volatilität ist eines der zentralen Merkmale des Bitcoins. Diese zeigte sich einmal mehr im Frühling dieses Jahres, als plötzlich Negativschlagzeilen rund um die weltgrösste Kryptobörse Binance den digitalen Vermögenswert inmitten eines Aufwärtstrends kräftig korrigieren liessen. Das Unternehmen hatte wiederholt Bitcoin-Abhebungen aufgrund eines unerwartet starken Anstiegs der Transaktionskosten ausgesetzt und die Nutzer damit nervös gemacht. Bereits Ende März zogen Anleger wegen einer Klage der US-Derivateaufsicht CFTC gegen die Börse binnen weniger Stunden USD Mrd. 1.6 ab. Dem Ruf des Bitcoins hat das aber nicht geschadet, im Gegenteil, das Chaos bei Binance ruft vielmehr die Konkurrenz auf den Plan. So haben das Brokerhaus Charles Schwab sowie die Vermögensverwalter Fidelity und Citadel am 19. Juni gemeinsam die Kryptobörse «EDX Markets» gestartet, um Anlegern nach dem Zusammenbruch von FTX und angesichts der wachsenden Skepsis gegenüber Binance eine vertrauenswürdige Alternative zu bieten.
Nahezu zeitgleich mit dem Start von EDX Markets sorgten Spekulationen um die Zulassung eines börsennotierten Bitcoin-ETF in den USA für einen Stimmungsaufschwung. Den Antrag stellte kein Geringerer als der weltgrösste Vermögensverwalter BlackRock. «Dies hätte Signalwirkung für den gesamten Globus», konstatiert Analyst Timo Emden von Emden Research. BlackRock möchte dabei mit der Nasdaq und Coinbase zusammenarbeiten. Damit bekommt die zuletzt von der SEC ins Visier genommene Coinbase einen gewichtigen Rückhalt. Auch Ark Invest, Fidelity, VanEck und WisdomTree arbeiten in diesem Bereich unter anderem mit Coinbase zusammen. Der neue Zulassungsantrag löste eine Rallye bei der ältesten Digitalwährung der Welt aus. Die Cyber-Devise überwand dabei sogar die USD 31‘000er-Marke und erklomm den höchsten Stand seit einem Jahr.
Für den Fall, dass der Handel mit BTC-Spot-ETFs in Übersee erlaubt werden sollte, könnte das generell wieder mehr Ruhe in den digitalen Währungskosmos bringen. Zuletzt dominierten bei den Kryptos eher die unvorteilhaften Meldungen. So hat die US-Finanzbehörde im Februar dieses Jahres Binance untersagt, neue digitale Coins des an den USD gekoppelten Binance USD auszugeben. Zudem läuft derzeit eine Sammelklage gegen Ripple mit der Kryptowährung XRP. Das Urgestein Bitcoin konnte sich von diesen neuen «Bedrohungen» allerdings abkoppeln. Das Vertrauen in die Cyber-Devise scheint sich damit wieder peu à peu zu verstärken. Seit dem Zwischentief Mitte November 2022, als der Kurs unter USD 16‘000 Dollar abtauchte, hat sich die Cyber-Devise zwischenzeitlich mehr als verdoppelt. Allein seit Silvester konnte der Bitcoin um etwas mehr als 80% zulegen.
Apropos Vertrauen: Dieses zeigt sich auch am Bitcoin-Bestand an OTC-Desks, welcher als Indikator für institutionelle Aktivitäten gilt. Dieser erreichte im Juni ein 1-Jahres-Hoch. «Unserer Ansicht nach deuten die gestiegenen Guthaben an den OTC-Desks darauf hin, dass sich Institutionen und andere grosse Kapitalallokatoren zunehmend auf Bitcoin konzentrieren», schreiben die Experten von ARK Invest in einer aktuellen Studie. Und seit BlackRock seinen Spot-Bitcoin-ETF beantragt hat, ist zudem der Abschlag zum Nettoinventarwert (NAV) des Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) von -40% auf -30% gesunken. Laut der von Starfondsmanagerin Cathie Wood 2014 gegründeten Investmentgesellschaft ARK Invest deutet der sich verringernde Abschlag darauf hin, dass der Markt die Zulassung eines Bitcoin-Spot-ETF einpreisen könnte – was die Wahrscheinlichkeit einer Umwandlung von GBTC in denselben erhöht. Ende Juni focht der Kryptoinvestmentriese Grayscale eine SEC-Entscheidung gerichtlich an, durch die die Umwandlung des GBTC in einen BTC-Spot-ETF abgelehnt wurde. Hinzu kommt, dass von den 19.4 Mio. im Umlauf befindlichen Bitcoins nahezu 70% seit mindestens einem Jahr oder länger nicht bewegt wurden, was eine Stärkung der Inhaberbasis bestätigt. Sowohl relativ als auch absolut hat die Menge an Bitcoin, die ein Jahr oder länger gehalten wird, ein Allzeithoch erreicht.
Quelle: ARK Invest