Die Teuerung zählt an den Kapitalmärkten gerade zu den Top-Themen. Rund um den Globus steigen die Preise teils rasant. In der Eurozone erreichte die Inflationsrate im Oktober auf Jahressicht 4.1% – der stärkste Auftrieb seit 2008. Ob die Schweiz von diesem Phänomen weiterhin einigermassen verschont bleibt, hat sich am 2. November (nach Redaktionsschluss) gezeigt. An diesem Tag veröffentlichte das Bundesamt für Statistik (BfS) den Landesindex der Konsumentenpreise im Oktober 2021. Fest steht, dass Gold bis dato nicht wirklich auf die jüngste Entwicklung reagiert hat. Das traditionell als Inflationsschutz geltende Edelmetall tritt seit Monaten auf der Stelle. Dagegen erleben die Kryptowährungen eine sagenhafte Rallye. Verfechter der Cyber-Devisen sehen darin einen Beleg dafür, dass Bitcoin & Co. desto interessanter werden, je stärker das traditionelle Geldsystem unter Druck gerät.
In diesem Zusammenhang liess zuletzt Jack Dorsey, CEO von Twitter und Square, aufhorchen. Er prophezeite, dass das Preisniveau sich über einen bestimmten Zeitraum unkontrolliert erhöhen wird. «Hyperinflation wird alles verändern. Es passiert», sagte der charismatische US-Unternehmer. Mit seinem Fintech Square setzt Dorsey auf unterschiedliche Weise auf den Bitcoin (BTC). Generell ist meistens schnell vom ersten und bekanntesten digitalen Geld die Rede, sobald es um das Thema Kryptowährungen geht. In puncto Performance läuft allerdings die Nummer 2 dem Krösus gerade ziemlich den Rang ab. Auf Sicht von zwölf Monaten hat sich Ethereum, kurz Ether oder ETH, in Relation zum US-Dollar um mehr als 1000% verteuert. Für das Gespann BTC/USD steht für denselben Zeitraum «nur» ein Plus von knapp 360% zu Buche (siehe Chart). Mit der jüngsten Rallye hat Ether auch beim Volumen stark aufgeholt. Laut dem Portal CoinMarketCap beläuft sich die Kapitalisierung mittlerweile auf über eine halbe Billion USD.
Zwar bringt es der Bitcoin auf mehr als das Doppelte dieser Summe (siehe Grafik) und steht damit für rund 44% des gesamten Krypto-Universums. Der Anteil von Ether ist jedoch seit Anfang 2020 von damals 7.5% auf jetzt annähernd ein Fünftel gestiegen. Ein Treiber hinter der Aufholjagd ist die spezielle DNA der Nummer 2. Ether ist mehr als eine Kryptowährung. Als eine Art Weiterentwicklung des Bitcoins hat Vitalik Buterin 2013 die dezentrale, auf der Blockchain-Technologie basierende Plattform Ethereum geschaffen. Sie sollte dazu dienen, Geschäftsprozesse abzuwickeln oder unterschiedlichste Applikationen zu tragen. Das Zahlungsmittel für die in diesem virtuellen Universum erstellten Verträge – im Fachjargon Smart Contracts – ist Ether. Die Idee des Programmierers ist voll aufgegangen. Mit Hilfe von Ether werden immer mehr Geschäfte der Decentralized Finance, kurz DeFi, realisiert. Dabei kann es sich beispielsweise um einen Kredit handeln, der über eine Blockchain ausgereicht wird.
Gleichzeitig laufen viele «NFTs» über die Plattform. Hinter diesem Kürzel verbergen sich Echtheitsnachweise für digitale Objekte wie Bilder oder Videos. Ende September ist TikTok auf diesen Zug aufgesprungen. Die Videoclip-Plattform kündigte die Auflage einer NFT-Collection auf Ethereum an. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass mittlerweile spektakuläre Kursziele für die Kryptowährung aufgerufen werden. Anfang September hat sich Standard Chartered intensiv mit Ether beschäftigt. Das Research-Team der britischen Grossbank hält einen Anstieg in Richtung USD 26'000 bis USD 35'000 für möglich. Aufgrund der vielfältigen, dezentralen Anwendungsmöglichkeiten sehen die Analysten im Ether mehr einen eigenen Finanzmarkt als eine klassische Kryptowährung. Allerdings verweisen sie in der Studie auch auf die Risiken. Gerade wegen der technischen Komplexität sei die weitere Entwicklung der Software mit vielen Unwägbarkeiten verbunden. Rückschläge sind natürlich auch allein wegen des enormen Tempos der jüngsten Kursgewinne möglich, wobei eine Konsolidierung dem strukturellen Bedeutungsgewinn der Kryptos im Allgemeinen und Ether im Speziellen wohl kaum einen Abbruch tun könnte.
Historische Daten sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Entwicklungen.
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